Mehr Verkehr auf deutschen Straßen – das sagen die Prognosen für die kommenden Jahre voraus. Das gibt der jetzige Zustand unserer Autobahnen nicht überall im Land her. An vielen Stellen müssen Bundesfernstraßen ertüchtigt und marode Brücken repariert werden. Doch die Planung neuer Verkehrswege in Deutschland dauert normalerweise lang. Dies hat jetzt ein Ende – was geplant ist, soll nun auch schnell gebaut werden.
Koalitionsausschuss einigt sich auf Planungsbeschleunigung
Dafür wird das von Bundesverkehrsminister Volker Wissing vorgestellte Genehmigungsbeschleunigungsgesetz sorgen, auf das sich nun die Regierungsparteien im Koalitionsausschuss geeinigt haben. Für eine begrenzte Zahl von besonders wichtigen Projekten zur Engpassbeseitigung wird das überragende öffentliche Interesse festgeschrieben. Das kann Planungszeiten für Verkehrswege halbieren. Der Bundesminister löst damit ein Versprechen aus dem Koalitionsvertrag ein und will unser Land damit auf die Überholspur bringen. „Es geht um die Frage: Wie schnell soll Deutschland sein? Ich bin der Meinung: Es kann gar nicht schnell genug sein“, fordert Wissing.
„Der Beschluss des Koalitionsausschusses gibt uns sehr viel Rückenstärkung. Am Ende haben sich auch die Argumente für den Autobahnausbau, also die Beseitigung der Engpässe, durchgesetzt. Die Verkehrsprognose, die wir vorgelegt haben, spricht eine klare Sprache. Und das zeichnet eine Koalition aus: wenn die guten Argumente am Ende auch zu politischem Handeln führen“, freut sich Dr. Volker Wissing.
Straßen fit machen für Güterverkehr
Das Bundesamt für Logistik und Mobilität rechnet in der Zukunft mit wesentlich mehr Transportverkehr auf deutschen Straßen. „Es sprechen gute Argumente dafür, dass wir unsere Straßen ertüchtigen. Wir erwarten im Jahr 2024 eine Steigerung des Transportaufkommens auf der Straße von 50 Millionen Tonnen“, erklärte der Bundesverkehrsminister in der Bild am Sonntag. Die Gleitende Langfrist-Verkehrsprognose, die das BMDV im März 2023 vorgestellt hat, sagt bis 2051 sogar eine Steigerung der Güterverkehrsleistung von 46 % voraus. Am stärksten wird der Güterverkehr auf der Straße wachsen, nämlich um 54 %.
Die Verkehrsinfrastruktur darf dieser Transformation nicht hinterherhinken, sondern muss dem Bedarf vorausschauend angepasst werden. Nach der Einigung der Koalition macht das Genehmigungsbeschleunigungsgesetz eine schnelle Anpassung jetzt möglich. Davon profitieren hochbelastete Autobahnen, insbesondere in den großen Ballungsräumen Rhein-Main, Ruhrgebiet und im Großraum München. Dort wird durch schnellere Planung der Verkehr bald wieder flüssiger werden.
Weniger Stau: für starke Wirtschaft und gutes Klima
Flüssiger Verkehr ist von großer wirtschaftlicher Bedeutung. „Für eine effiziente Industrie müssen Fabriken pünktlich beliefert werden. Das macht Deutschland als Industriestandort aus“, betont Wissing. Nicht zuletzt hängt auch das hohe Lohnniveau in Deutschland von einer funktionierenden Infrastruktur ab. Deshalb ist es wichtig, besonders stauanfällige Autobahnabschnitte auszubauen – zum Beispiel auf der A1 zwischen Erfttal und Köln West, wo die Staugefahr streckenweise mehr als 300 Stunden im Jahr beträgt. Das ist eines von insgesamt 145 Projekten, das mit dem neuen Gesetz endlich schnell angepackt werden kann. Für eine leistungsstarke industrielle Produktion, Zeitgewinn im Alltag und auch für den Klimaschutz. Denn Stau und Stop-and-Go Verkehr führen zu zusätzlichen CO2-Emissionen, die der Umwelt schaden. Außerdem ermöglichen Schwerlastverkehre auf der Straße auch den Transport von Bauteilen, die für den Ausbau von erneuerbaren Energien benötigt werden.
Auch Brücken profitieren
Kürzere Planungszeiten werden allen Verkehrswegen zu Gute kommen – nicht nur der Straße. „Wir haben zum Beispiel 4.000 marode Autobahnbrücken, die wir schnell sanieren müssen“, mahnt Volker Wissing. Mit dem neuen Genehmigungsbeschleunigungsgesetz können marode Brücken in Zukunft deutlich schneller und einfacher saniert oder ersetzt werden.
Projektübersicht nach Bundesländern
Bayern
Nr. | Straße | Bezeichnung |
---|---|---|
1 | A 8 | Anschlussstelle Ottobrunn (A 99) – Autobahndreieck Inntal – Anschlussstelle Traunstein |
2.1 | A 9 | Autobahnkreuz München Frankfurter Ring – Anschlussstelle München Schwabing |
2.2 | A 92 | Autobahnkreuz Neufahrn – Autobahndreieck München Flughafen |
2.3 | A 94 | Anschlussstelle München Steinhausen – Anschlussstelle Feldkirchen |
2.4 | A 94 | Anschlussstelle München Ost – Markt Schwaben |
2.5 | A 99 | Autobahndreieck München Süd-West – West – Nord – Süd |
34 | A 3 | Anschlussstelle Nittendorf – Autobahnkreuz Regensburg |
Hessen
Nr. | Straße | Bezeichnung |
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3 | A 661 | Autobahnkreuz Bad Homburg – Anschlussstelle Bad Homburg |
4 | A 3 | Einzelprojekte zwischen Autobahnkreuz Wiesbaden und Autobahnkreuz Offenbach |
5 | A 5 | Anschlussstelle Friedberg – Westkreuz Frankfurt – Autobahnkreuz Darmstadt |
6 | A 60 | Autobahndreieck Mainspitz – Autobahndreieck Rüsselsheim |
7 | A 66 | Schiersteiner Kreuz – Wiesbadener Kreuz |
8 | A 67 | Autobahndreieck Mönchhof – Anschlussstelle Lorsch |
30.1 | A 45 | Gambacher Kreuz – Anschlussstelle Haiger Burbach |
31 | A 5 | Autobahndreieck Reiskirchen – Autobahndreieck Ohmtal |
Rheinland-Pfalz
Nr. | Straße | Bezeichnung |
---|---|---|
9.1 | A 60 | Anschlussstelle Ingelheim – Anschlussstelle Heidesheim |
9.2 | A 60 | Autobahndreieck Mainz – Autobahnkreuz Mainz Süd |
10.1 | A 61 | Landesgrenze Nordrhein-Westfalen – Autobahndreieck Sinzig – Anschlussstelle Mendig |
10.2 | A 61 | Landesgrenze Baden-Württemberg – Autobahnkreuz Frankenthal |
Baden-Württemberg
Nr. | Straße | Bezeichnung |
---|---|---|
11 | A 5 | Autobahnkreuz Walldorf – Anschlussstelle Walldorf/Wiesloch |
12 | A 6 | Autobahnkreuz Mannheim – Anschlussstelle Schwetzingen/Hockenheim |
32 | A 8 | Autobahnkreuz Stuttgart – Wendlingen |
33 | A 6 | Autobahnkreuz Weinsberg – Kirchberg/Landesgrenze Bayern |
Nordrhein-Westfalen
Nr. | Straße | Bezeichnung |
---|---|---|
13.1 | A 1 | Autobahnkreuz Kamen – Anschlussstelle Ascheberg |
13.2 | A 1 | Autobahndreieck Erfttal – Köln West |
13.3 | A 1 | Autobahnkreuz Wuppertal |
13.4 | A 1 | Autobahnkreuz Westhofen |
13.5 | A 1 | Autobahnkreuz Leverkusen West – Autobahnkreuz Leverkusen |
14 | A 43 | Anschlussstelle Witten Heven – Anschlussstelle Marl-Sinsen |
15 | A 2 | Autobahndreieck Bottrop |
16.1 | A 40 | Anschlussstelle Duisburg Kaiserberg – Essen Frohnhausen |
16.2 | A 40 | Bochum West – Bochum Harpen |
17 | A 42 | Autobahnkreuz Essen Nord – Autobahnkreuz Herne |
18.1 | A 52 | Autobahnkreuz Mönchengladbach – Autobahnkreuz Neersen |
18.2 | A 52 | Autobahnkreuz Breitscheid – Essen Rüttenscheid |
18.3 | A 52 | Essen Nord – Gelsenkirchen Buer |
19.1 | A 3 | Anschlussstelle Königsforst – Autobahndreieck Köln Heumar |
19.2 | A 3 | Autobahnkreuz Leverkusen – Autobahnkreuz Hilden – Autobahnkreuz Ratingen-Ost – Autobahnkreuz Breitscheid – Autobahnkreuz Kaiserberg |
19.3 | A 3 | Autobahnkreuz Oberhausen – Anschlussstelle Dinslaken |
20.1 | A 45 | Anschlussstelle Dortmund Hafen – Dortmund Nord-West |
20.2 | A 45 | Anschlussstelle Lüdenscheid Nord – Autobahnkreuz Hagen – Autobahnkreuz Westhofen |
21.1 | A 4 | Autobahnkreuz Köln Ost – Anschlussstelle Moitzfeld |
21.2 | A 4 | Autobahnkreuz Köln Süd |
22 | A 559 | Autobahndreieck Köln Porz – Köln Gremberg |
23.1 | A 57 | Anschlussstelle Köln Chorweiler – Anschlussstelle Dormagen |
23.2 | A 57 | Autobahnkreuz Kaarst |
23.3 | A 57 | Anschlussstelle Krefeld Oppum – Autobahnkreuz Moers – Autobahnkreuz Kamp Lintfort |
24.1 | A 59 | Autobahnkreuz Bonn-Ost – Autobahndreieck Bonn Nord-Ost – Sankt Augustin – Autobahndreieck Köln Porz |
24.2 | A 59 | Autobahnkreuz Duisburg – Anschlussstelle Duisburg-Marxloh |
28 | A 30 | Autobahnkreuz Lotte Osnabrück – Autobahnkreuz Osnabrück Süd |
29 | A 1 | Anschlussstelle Münster Nord – Autobahnkreuz Lotte Osnabrück |
30.2 | A 45 | Anschlussstelle Haiger Burbach – Anschlussstelle Wilnsdorf |
Bremen und Niedersachsen
Nr. | Straße | Bezeichnung |
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25 | A 27 | Autobahnkreuz Bremen – Anschlussstelle Überseestadt |
26 | A 2 | Hannover Herrenhausen – Hannover Buchholz |
27 | A 7 | Anschlussstelle Hildesheim – Anschlussstelle Salzgitter |
28 | A 30 | Autobahnkreuz Lotte Osnabrück – Autobahnkreuz Osnabrück Süd |
Beschleunigte Schienenprojekte
Auch die Schiene wird von dem neuen Gesetz profitieren. Es wird die Modernisierung des Schienennetzes und den notwendigen Kapazitätsausbei für den Personen- und Güterverkehr beschleunigen. Das wird auch positive Effekte für die Umsetzung des Deutschlandtaktes haben. Um das zu schaffen, werden Planung, Genehmigung und Umsetzung beim Ausbau erheblich beschleunigt. Mit dem Genehmigungsbeschleunigungsgesetz soll für Schienenprojekte, die im Bedarfsplan im Vordinglichen Bedarf oder als Fest Disponiert eingestuft sind, ein überragendes öffentliches Interesse festgelegt werden.
Ausrichtung auf künftige Bedürfnisse
Moderne Verkehrswege ermöglichen Teilhabe, Freiheit und Fortschritt. „Der Verkehr wird nicht durch Straßen angereizt, sondern der Verkehr wird angereizt durch Bedarfe der Gesellschaft. Menschen fahren nicht, weil es Straßen gibt, sondern weil sie mobil sein wollen“, davon ist Bundesminister Wissing überzeugt. Nur wenn Verkehrswege auf künftige Bedürfnisse ausgerichtet sind, kann man mit wirtschaftlicher Stärke die Klimaschutzziele erreichen. Dafür sorgt das neue Genehmigungsbeschleunigungsgesetz.