Alle aktuellen Inhalte Alle aktuellen Inhalte
einfahrender ICE

Quelle: Fotolia / nokturnal

Derzeit arbeitet die Bahn mit Hochdruck an der Sanierung des Kernnetzes. Von mehr als 38 000 Kilometern Schienennetz in Deutschland liegen knapp 34.000 km in der Hand des Bundes. Davon sind insbesondere die Hauptkorridore jahrzehntelang vernachlässigt worden. Dort befinden sich momentan so viele Baustellen, dass man sie nicht voll nutzen kann.

Mehr Pünktlichkeit Ende 2024

Doch dies ist nun bald vorbei. Bundesminister Volker Wissing rechnet ab Ende 2024 mit mehr Pünktlichkeit bei der Bahn. Denn ab Juli nächsten Jahres wird ein wichtiger Hauptkorridor saniert: die Riedbahn. „Noch vor Weihnachten werden wir den ersten Hochleistungskorridor in Deutschland haben. Ab dann wird es schon besser“, freut sich Wissing.

Pünktlichere Züge erreicht man vor allem durch die Sanierung des Bestandsnetzes, nicht über den Neubau von Strecken. Der schlechte Zustand der Hauptkorridore ist deshalb das drängendste Problem, das das Bundesverkehrsministerium angeht. „Die Kernkorridore sind nicht mehr leistungsfähig. Wie bei einem Trichter, bei dem der Durchlauf verstopft ist. Mit jedem Korridor, den wir sanieren, wird es für Fahrgäste und Logistiker spürbar besser,“ erklärt der Bundesverkehrsminister.

Für die Zukunft werden natürlich auch neue Strecken gebraucht. Denn der Bahnverkehr wird steigen, das zeigen aktuelle Verkehrsprognosen. Auch die Umsetzung des Deutschlandtakt benötigt neue Strecken. Dafür sind rund 1000 Gleiskilometer geplant.

Der Deutschlandtakt kommt

Das neue Sanierungsprinzip wird zusätzlich zum Deutschlandtakt umgesetzt. Dabei handelt es sich um die Anpassung der Infrastruktur an einen bestimmten Fahrplan. Künftig sollen Städte nämlich so miteinander verbunden werden, dass man sie in einer bestimmten Taktung erreicht – beispielsweise alle 30 Minuten. Das ermöglicht auch fließende Anschlussverbindungen ins Regionalnetz.

In Teilen gibt es den Takt schon. Die Infrastruktur wird den Fahrplanbedürfnissen stetig angepasst. „Jede neue Strecke bringt neue Angebote und deutliche Fahrplanverbesserungen. Die Korridorsanierung dagegen ist unsere Maßnahme gegen die Unpünktlichkeit der Züge im Fernverkehr“, erklärt der Bundesverkehrsminister.

Generalsanierung statt Flickenreparatur

Mit der bisherigen Instandhaltungsstrategie wurden Baustellen immer dann eingerichtet, wenn etwas kaputt war. Die führte dazu, dass die Zahl der Baustellen kontinuierlich zunahm und dann auch nicht mehr abgenommen hat. „Das ändern wir nun grundlegend mit einer Korridor-Grundsanierung. Dafür sperren wir die Korridore für eine kurze Zeit und erneuern in diesem Zeitraum mit Turbo-Baustellen alles auf einen Schlag“, versichert Dr. Volker Wissing. So gelingt es, das gesamte Kernnetz rundum zu erneuern. Gleichzeitig werden nun auch Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt. „Das heißt, wir bauen nicht mehr einfach die gleiche Technik ein, die wir hatten, sondern wir rüsten technisch auf und führen modernste Technik ein, so dass wir nach der Sanierung auf der gleichen Strecke auch mehr Züge pünktlich fahren lassen können“, freut sich Wissing.

Sanierung gut vorbereiten

Im Moment wird die Sperrung des ersten Korridors vorbereitet. Damit das keine negativen Auswirkungen auf den Bahnverkehr hat, müssen eine Reihe von Vorkehrungen getroffen werden. Dazu gehören zum einen die Ertüchtigung von Nebenstrecken, damit sie den zusätzlichen Bahnverkehr verkraften.
Zum anderen werden Schienenersatzverkehre eingerichtet, weil man nicht alles von einem Hauptkorridor auf Nebenstrecken verlagern kann. „Man muss sich das so vorstellen, wie wenn man eine Hauptschlagader im Körper operiert und sie dafür abklemmt. Dafür muss man vorher einen Bypass legen, sonst
führt das nicht zur Heilung, sondern zum Kollaps des Patienten. Deswegen müssen wir jetzt, bevor wir den ersten Korridor sperren, Bypässe legen“, erklärt der Bundesverkehrsminister.

Riedbahn macht den Auftakt, weitere Korridore folgen

Der erste Korridor, der saniert wird, ist die Riedbahn in Baden-Würtemberg/Hessen. Dabei handelt es sich um eine der wichtigsten Fernverkehrsstrecken in Deutschland. Jeder siebte Fernverkehrszug in Deutschland muss durch diesen Korridor. Auf der Riedbahn gibt es heute mindestens eine Betriebsstörung pro Tag. Bei mehr als 300 Personen- und Güterzügen täglich hat das enorme Auswirkung auf die Betriebsabläufe in ganz Deutschland.

Die Riedbahn wird vom 15. Juli 2024 an für fünf Monate gesperrt. In dieser Zeit wird dort alles einmal neu gemacht: 152 Weichen, 140 km Oberleitungen, 117 Gleiskilometer und so weiter. Aber auch 20 Bahnhöfe entlang der Strecke. „Das bringt uns in maximaler Geschwindigkeit dauerhaft eine verbesserte Pünktlichkeit und verbesserten Zugbetrieb“, verspricht Volker Wissing.

In den nächsten Jahren werden nacheinander wichtige Korridore saniert. Leider geht dies nicht zeitgleich, da sonst die Kapazitätseinschränkungen im Gesamtnetz zu groß wären. Nach der Riedbahn geht es 2025 mit den nächsten Korridoren weiter: Emmerich-Oberhausen und Hamburg-Berlin.