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Die „Gleitende Langfrist-Verkehrsprognose“ als Teil des BMDV-Bausteinsystems für Verkehrsprognosen

Das BMDV hat ein Bausteinsystem für Prognosen und Szenarien zur Verkehrsentwicklung etabliert. Mit den einzelnen Elementen können Aussagen über die kurzfristige, mittelfristige und langfristige Entwicklung von Mobilität und Verkehr getroffen werden. Das BMDV-Bausteinsystem für Verkehrsprognosen umfasst derzeit vier Bausteine:

  • Baustein 1 „Gleitende Mittelfristprognose“
  • Baustein 2 „Gleitende Langfrist-Verkehrsprognose“
  • Baustein 3 „Strategische Langfrist-Verkehrsprognose“
  • Baustein 4 „Verkehrsentwicklungsszenarien“

Alle Prognosebausteine werden von Forschungsinstituten im Rahmen von Forschungsprojekten erarbeitet.

Die „Gleitende Langfrist-Verkehrsprognose“ ist der seit 2022 neue Baustein in diesem BMDV-Bausteinsystem, mit dem nun jährlich eine Vorausschau der Güter- und Personenverkehrsentwicklung für alle Verkehrsträger und -mittel für vier zeitliche Horizonte in mehreren Prognosefällen erfolgen soll.

Vertiefte Informationen zum BMDV-Bausteinsystem für Verkehrsprognosen sind im BMDV-Artikel „Prognosen - Das Bausteinsystem des BMDV für den Blick in die Zukunft“ zu finden (Link siehe unten unter „Weiterführende Informationen“).

Kurzbeschreibung der Gleitenden Langfrist-Verkehrsprognose (GL-VP)

Die „Gleitende Langfrist-Verkehrsprognose“ (GL-VP) liefert jährlich eine Prognose der voraussichtlichen Entwicklung des Personen- und des Güterverkehrs mit einer Vorausschau von +15, +20, +25 und +30 Jahren – Ende Oktober eines jeden Kalenderjahres für den Prognosefall „Absehbarer Weg“ und Ende März des Folgejahres für ein oder mehrere Prognosefälle „Alternativer Weg“ mit anderen Prognoseannahmen.

Die Prognose erfolgt für die Deutschland-Eckwerte der beiden Kenngrößen „Verkehrsaufkommen“ (= transportierte Tonnen bzw. beförderte Personen) und „Verkehrsleistung“ (= Tonnenkilometer bzw. Personenkilometer) differenziert nach Verkehrsträgern bzw. -mitteln. Die bestehenden Verkehrsverflechtungsmatrizen (= Quelle-Ziel-Beziehungen) aus der letzten Strategischen Langfrist-Verkehrsprognose (= Baustein 3 des BMDV-Bausteinsystems für Verkehrsprognosen) werden strukturell für das jeweils aktuelle Basisjahr und die einzelnen zeitlichen Prognosehorizonte angepasst. Hierdurch wird eine gleiche sachliche (Verkehrsmittel, Fahrtzwecke) und räumliche (Verkehrszellen im In- und Ausland) Detailtiefe bei den langfristigen Verkehrsprognosen gewährleistet. Detaillierte Aussagen zu den Einflussgrößen auf die Verkehrsnachfrage runden das Prognosebild erklärend ab. Anders als bei der Strategischen Langfrist-Verkehrsprognose werden diese Verkehrsverflechtungen hier nicht auf die einzelnen Abschnitte der Verkehrsmittelnetze Straße, Schiene und Wasserstraße heruntergebrochen – oder wie die Fachleute sagen „umgelegt“.

Die Prognosen der GL-VP sind „gleitend“. Das heißt, dass eine Langfrist-Verkehrsprognose für den Prognosefall „Absehbarer Weg“ immer die vorhergehende Langfrist-Verkehrsprognose für den Prognosefall „Absehbarer Weg“ aus dem Vorjahr ablöst und somit jedes Jahr eine aktuelle langfristige Vorausschau erfolgt.

Die Prognosefälle „Alternativer Weg“ ermöglichen eine zusätzliche Vorausschau auf eine Zukunft, wie sie sich unter anderen, vom „Absehbaren Weg“ abweichenden Rahmenbedingungen und Annahmen (Prämissen) einstellen kann. Diese Prognosefälle dienen als „Werkbank“ zum Austesten der (verkehrlichen) Wirkungen von (makroskopischen) Maßnahmen und veränderten Annahmen.

Die „Gleitende Langfrist-Verkehrsprognose“ ergänzt mit ihren Zeithorizonten die etablierte „Gleitende Mittelfristprognose“ (= Baustein 1) mit einer Vorausschau von zwei bzw. drei Jahren und die Strategische Langfrist-Verkehrsprognose für die Bundesverkehrswege- und -mobilitätsplanung (= Baustein 3) mit einer Vorausschau von 15 bis 20 Jahren.

Aktueller Stand

Gegenwärtig befindet sich das Forschungsprojekt „Gleitende Langfrist-Verkehrsprognose 2021-2022“ (Forschungskennzeichen FKZ VB970426) in Bearbeitung. Aufgabe des Forschungsvorhabens ist es, ein Konzept sowie Methodik und Verfahren für eine gleitende Langfrist-Verkehrsprognose zu erarbeiten, anzuwenden und zu evaluieren sowie Empfehlungen für die Realisierung einer dauerhaften gleitenden Langfrist-Verkehrsprognose auszusprechen. Die
Anwendung soll für drei Langfrist-Verkehrsprognosen erfolgen:
• Prognose 2021 – Prognosefall „Absehbarer Weg“
• Prognose 2022 – Prognosefall „Absehbarer Weg“
• Prognose 2022 – Prognosefall „Alternativer Weg“

Die Dokumentation der Ergebnisse "Prognose 2021 – Prognosefall ‚Absehbarer Weg‘“ erfolgt im zugehörigen Ergebnisbericht, der zum Projektende veröffentlicht wird. Als Berichts-Layout ist noch das klassische Berichtsdesign hochkant mit „viel“ ausformuliertem Text vorgesehen.

Die Ergebnisse der „Prognose 2022 – Prognosefall ‚Absehbarer Weg‘“ wurden vorab auf einer Pressekonferenz am 03.03.2023 durch Herrn Bundesminister Dr. Wissing vorgestellt. Im Rahmen des Forschungsprojektes sollte für diesen Prognosefall auch ein neues Berichts-Layout ausprobiert werden: viele Grafiken ergänzt mit prägnant erläuternden Textfeldern im Querformat. Dieser Bericht mit den verkehrlichen Prognoseergebnissen (Stand 01.03.2023) ist veröffentlicht (siehe unten unter „Weiterführende Informationen“).

Der dritte Anwendungsfall „Prognose 2022 – Prognosefall ‚Alternativer Weg‘“ ist derzeit in Bearbeitung. In diesem Prognosefall werden die Wirkungen verschiedener demografischer Entwicklungen auf die zukünftige Verkehrsnachfrage untersucht. Es ist angestrebt, den Ergebnisbericht zum Projektende zu veröffentlichen.

Es ist vorgesehen, neben den Ergebnisberichten zu den einzelnen Prognosefällen auch einen Methodenbericht zu erstellen. Hierin sollen das Konzept, Methodik und Verfahren für eine gleitende Langfrist-Verkehrsprognose sowie die Empfehlungen für die Realisierung einer dauerhaften gleitenden Langfrist-Verkehrsprognose dokumentiert werden. Dieser „Methodenbericht“ wird zum Ende des Forschungsvorhabens veröffentlicht.

Die Zukunft der „Gleitenden Langfrist-Verkehrsprognose“

Das BMDV beabsichtigt, die „Gleitende Langfrist-Verkehrsprognose“ als festen Bestandteil des BMDV-Bausteinsystems für Verkehrsprognosen zu etablieren. Dabei ist vorgesehen, jedes Jahr eine Prognose für die nach jährlich aktuellem Kenntnisstand wahrscheinlich „absehbare“ Entwicklung des Personen- und des Güterverkehrs vorzunehmen. Diese Prognose der „absehbaren“ Entwicklung unter den sich im Jahresverlauf neu eingestellten Rand- und Rahmenbedingungen/Prämissen wird jährlich der Verkehrspolitik Orientierung geben und Gradmesser sein, ob wir in der langfristigen Zukunft die gesteckten verkehrlichen, energetischen und klimapolitischen Ziele erreichen – oder wenn nicht, wie groß das Delta zu den Zielen ist.

Zusätzlich zu der jährlichen Prognose der „absehbaren“ Entwicklung sollen bis zu drei weitere „alternative“ Prognosefälle pro Jahr gerechnet werden. Bei diesen Prognosefällen werden eine oder mehrere Rand- und Rahmenbedingungen/Prämissen mit veränderter Ausgestaltung unterstellt. Hierüber lassen sich die Auswirkungen der veränderten Rand- und Rahmenbedingungen/Prämissen auf die Verkehrsentwicklung und damit letztendlich auch auf den Erreichungsgrad verkehrlicher, energetischer und klimapolitischer Ziele quantifizieren.

Die Prognoseergebnisse der einzelnen Prognosefälle der „Gleitenden Langfrist-Verkehrsprognose“ liefern jeweils ein mögliches Zukunftsbild, welches sich unter den unterstellten Rand- und Rahmenbedingungen/Prämissen voraussichtlich einstellen wird. Eine Prognose ist eine „Wenn-Dann-Aussage“. Die Prognoseergebnisse sind die sachliche empirische Grundlage für die fachliche und politische Bewertung des Zukunftsbildes. Prognosen und ihre Ergebnisse sind keine politischen Entscheidungen, sie können die politischen Entscheidungen lediglich unterstützen. Die „Gleitende Langfrist-Verkehrsprognose“ (GL-VP) wird hierfür ein Werkzeug sein.