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Abbildung eines autonom fahrenden Kleinbusses

Quelle: RudolfSimon (CC BY-SA 3.0 / https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=67742408)

Dem On-Demand-Verkehr wird das Potenzial zugeschrieben, Lücken im ländlichen ÖPNV zu schließen und einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende zu leisten. Denn On-Demand-Angebote sind flexibel buchbar und daher genau auf die Bedürfnisse der Bevölkerung abgestimmt. Zur Optimierung solcher Mobilitätsangebote benötigen Kommunen allerdings zuverlässige Daten. Daher fördert das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND die Entwicklung datenbasierter Anwendungen.

Ein wichtiger Bestandteil der Mobilitätswende ist die Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs auf Alternativen wie den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Doch was in städtischen Gegenden relativ leicht gelingen kann, gestaltet sich in ländlichen Regionen schwieriger: Gemäß einer aktuellen Studie des Softwareunternehmens ioki – einem Tochterunternehmen der Deutschen Bahn – steht zwar den 27 Millionen Deutschen, die in Metropolregionen und Großstädten leben, ein sehr guter öffentlicher Nahverkehr zur Verfügung. Für die rund 55 Millionen Menschen, die im Umland und im ländlichen Raum wohnen, ist das Angebot jedoch deutlich geringer. So verwundert es nicht, dass im dörflichen Raum rund 56 Prozent der durchschnittlich am Tag zurückgelegten Strecken mit dem Privatauto bewältigt werden und nur fünf Prozent mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Vor allem der On-Demand-Verkehr könnte helfen, Lücken im ländlichen ÖPNV zu schließen und so das Angebot attraktiver machen. Als „Fahrangebote auf Bestellung“ sind On-Demand-Verkehre flexibel per App bis vor die Haustür buchbar und daher genau auf die Bedürfnisse der Bevölkerung abgestimmt. Laut der ioki-Studie können On-Demand-Angebote den bestehenden Linienverkehr in Deutschland mit Bahnen und Bussen verstärken, einen wichtigen Beitrag zu flächendeckender Mobilität leisten und für Millionen Menschen die Abhängigkeit vom Auto verringern.

Ländliche Mobilität - Ergebnisbericht

Quelle: Mobilität in Deutschland - MiD

Zuverlässige Datengrundlage erforderlich

Zur Einführung von On-Demand-Services und Optimierung ihrer Mobilitätsangebote benötigen Kommunen allerdings eine fundierte Entscheidungsgrundlage in Form von zuverlässigen Daten. Diese sollten darüber Aufschluss geben, ob sich neue Angebote lohnen – und wie diese ausgestaltet werden müssen. Denn um das Angebot des ÖPNV im ländlichen Raum variabler an die (Reise-)Bedürfnisse der Menschen anzupassen, ist es beispielsweise erforderlich, Faktoren wie Straßennetzstruktur, Bevölkerungsverteilung, mittlere Fahrzeit oder die gefahrene Strecke zu berücksichtigen.
Gleichzeitig ist datengetriebene Mobilität eine wichtige Stellschraube zur Erhöhung der Attraktivität des ländlichen ÖPNV. Denn Menschen wünschen sich zuverlässige und personalisierte Informationen, die in Echtzeit über die gesamte Reisekette hinweg zur Verfügung stehen. Angebote sollten daher nicht nur transparent dargestellt, vernetzt und einfach zugänglich sein, sondern auch über ein einheitliches System buch- und bezahlbar sein.

Datenbasierte Plattformen und Tools

Im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND fördert das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) seit 2016 zahlreiche Projekte zur Entwicklung datenbasierter Anwendungen. Darunter auch Plattformen und Tools, mit denen sich das Potenzial der Angebotserweiterung des ländlichen ÖPNV im Vorfeld analysieren lässt.

Die im mFUND-Projekt REAKT-DATA Forschenden haben beispielsweise untersucht, ob sich stillgelegte Bahnstrecken mit On-Demand-Verkehren reaktivieren lassen. Ziel war die Entwicklung KI-basierter Werkzeuge, die effiziente Mobilitätsketten aus On-Demand-Schienenverkehren und anderen Verkehrsträgern planen können. Dazu entwickelten sie ein Datenkonzept, das neben Fahrdaten touristischer Verkehre und sicherheitskritischer Fahrzeug- und Umgebungsdaten auch das Informations- und Mobilitätsverhalten verschiedener Anwendungsgruppen berücksichtigt.

Björn Schwarze, Projekt REAKT-DATA

Quelle: ADDIX GmbH

Björn Schwarze, Geschäftsführender Gesellschafter der ADDIX GmbH (Projekt REAKT-DATA):

Um die Frage zu beantworten, ob sich stillgelegte Bahnstecken mit On-Demand-Verkehren reaktivieren lassen, war die Analyse einer Vielzahl von Daten erforderlich. Denn nur so kann eine KI effiziente Mobilitätsketten aus On-Demand-Schienenverkehren und anderen Verkehrsträgern planen.

Das Forschungsteam des mFUND-Projekts OSLO hat hingegen zum Ziel, ländlichen Kommunen die selbständige Einführung von On-Demand-Angeboten zu erleichtern. So haben die Forschenden einen großen Bedarf an Softwarelösungen zur einfachen Integration neuer Mobilitätsangebote in überregionale Plattformen ermittelt. Die dazu langläufig erforderlichen Softwarelösungen verursachen jedoch nicht nur hohe Kosten, sondern lassen sich zudem oftmals kaum in bestehende ÖPNV-Systeme integrieren.

Open-Source-Software-Lösung für On-Demand-Angebote

Das Team hat daher untersucht, wie sich On-Demand-Angebote mit Open-Source-Software besser in das bestehende ÖPNV-Netz integrieren lassen und inwiefern Kommunen diese Lösungen im Eigenbetrieb einsetzen können, wenn ihnen hierfür der lizenzfreie Quellcode bereitgestellt wird.

Nach der Definition der genauen Anforderungen an eine Softwarelösung haben die Forschenden die Open-Source-Mobilitätsplattform „bbnavi“ entsprechend analysiert. Dabei haben sie ermittelt, dass sich deren Algorithmen zur Routenführung so weiterentwickeln lassen, dass sie eine Kombination aus Takt- und On-Demand-Verkehren anzeigen können. Im nächsten Schritt erweiterten sie die Softwarearchitektur um ein On-Demand-Modul und definierten Schnittstellen, über die sich bestehende Navigationsdienste für Fahrerinnen und Fahrer anbinden lassen.

Im Ergebnis erweiterte das Forschungsteam die bbnavi-Plattform um eine On-Demand-Komponente, die es ermöglicht, dass Privatpersonen einen Bus individuell buchen können, der auch andere Personen mit ähnlichem Fahrtwunsch auf der Strecke bündelt.

OSLO – Open-Source-Software für ländlichen On-Demand-Verkehr

Ziel des mFUND-Projekts OSLO war es, ländlichen Kommunen die selbständige Erweiterung ihres ÖPNV-Verkehrs um On-Demand-Angebote zu erleichtern. Die Forschenden haben eine Open-Source-Mobilitätsplattform analysiert und um eine On-Demand-Komponente erweitert, um Kommunen in der Folge den entsprechenden Quellcode lizenzfrei zur Verfügung stellen zu können.


Projektlaufzeit: 11/2022 – 10/2023


Mehr Informationen zum mFUND-Projekt OSLO

On-Demand-Angebote als „Booster“ für den ländlichen ÖPNV

On-Demand-Verkehre können Angebotslücken im ländlichen ÖPNV schließen und nachweislich die Mobilitätswende fördern: Je planbarer der Umstieg und je enger die Taktung, desto mehr Menschen entscheiden sich auch im ländlichen Raum für die Nutzung des ÖPNV.

Zur zügigen Angebotserweiterung ist eine verlässliche Datenlage zwingend notwendig. Noch sind die Systeme für Buchungsverfahren und -bedingungen, Tarife und Fahrzeuge auf verschiedene Akteure verteilt. Denn gerade im Bereich der Mobilität sind nicht allein die Kommunen zuständig. Es handelt sich vielmehr um ein komplexes Akteursgefüge aus Kommunen, Nachbargemeinden, Landkreisen, ÖPNV-Trägern, Akteuren der Wirtschaft und vielen mehr.

Zur Erschließung von Synergien und zur Verbesserung der Attraktivität wäre zudem eine Harmonisierung der verschiedenen Aufgaben wie Buchung, Disposition, Fahrbetrieb und Abrechnung wünschenswert. Es gilt also für Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, die Möglichkeiten zur Vereinheitlichung auszuschöpfen – und damit einen verlässlichen Rahmen für On-Demand-Angebote im ländlichen Raum zu schaffen.

Die mFUND-Projekte leisten einen wichtigen Beitrag zur Schaffung dieser Datenlage und unterstützen so die Länder, Kommunen und Unternehmen bei der Mobilitätswende vor Ort.

Mehr Informationen zur ländlichen Mobilität