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Quelle: ESA

Die heute offen verfügbaren Signale des US-amerikanischen Global Positioning System (GPS) erlauben eine Navigationsgenauigkeit von rund 12 bis 15 m, die aber zeitweise auch erheblich schlechter sein kann, ohne dass der Nutzer dies erfährt. GPS ist deshalb für eine Reihe sicherheitskritischer Anwendungen, z.B. im Flugverkehr, nicht oder nur eingeschränkt geeignet. Die Europäische Union (EU) hat deshalb den sogenannten ‚European Geostationary Navigation Overlay Service‘ - EGNOS - als Ergänzungssystem entwickelt. Sein offener Dienst ist bereits seit März 2009 operabel.

Für das satellitengestützte System EGNOS liefern etwa 40 GPS-Monitorstationen hauptsächlich in Europa und Nordafrika ihre Daten an vier Rechenzentren. Dort wird eine Berechnung darüber vorgenommen, welche Fehler in Europa zu erwarten und wie diese zu korrigieren sind. Die entsprechenden Korrekturen werden über geostationäre Satelliten wieder an alle Nutzer ausgestrahlt. EGNOS-taugliche Empfänger werten die Signale von GPS aus und beziehen dabei auch die EGNOS-Korrekturdaten mit ein. So kann die Genauigkeit von GPS auf ein bis zwei Meter gesteigert werden, wodurch sich neue Einsatzfelder für satellitengestützte Navigation ergeben: z.B. zur Unterstützung einer präzisen und effizienten Landwirtschaft leistet EGNOS einen wachsenden Beitrag.

Der weitergehende Einsatz der Satellitennavigation in sicherheitskritischen Anwendungsfeldern, wie etwa im Luftverkehr, wird durch den sogenannten ‚Safety of Life‘-Dienst von EGNOS in Europa überhaupt erst möglich. Wenn die Positionsgenauigkeit nicht mehr in den vorgegebenen Grenzen liegt, sendet der EGNOSSafety of Life‘-Dienst dem Nutzer innerhalb von zehn Sekunden eine entsprechende Warnmeldung, die GPS allein nicht bereitstellt. Dadurch kann ein Landeanflug auf andere Landesysteme gestützt oder rechtzeitig abgebrochen werden. Der EGNOSSafety of Life‘-Dienst ist seit März des Jahres 2011 nutzbar. Europaweit ist mittlerweile an mehr als 100 Flugplätzen ein EGNOS-gestütztes Anflugverfahren eingerichtet.

Ein entscheidender Vorteil bei der Nutzung satellitengestützter Anflugverfahren liegt in der hohen Flexibilität, mit der Flugzeuge auf konfigurierbaren Pfaden an den Flughafen herangeführt werden können. Mit dem hierdurch minimierten Kerosinverbrauch kann auch ein Beitrag zur Entlastung der Umwelt geleistet werden. Eine Verringerung der Belastungen durch Fluglärm ist ebenfalls möglich.

Die europäische GNSS-Agentur GSA ist zuständig für Sicherheits- und allgemeine Programmverwaltungsaufgaben von EGNOS, einschließlich Werbung, Vermarktung und Marktanalyse. Die Europäische Weltraumorganisation ESA leistet technische Unterstützung auch in Hinblick auf Konzeption und Beschaffung. Der EGNOS-Betrieb wird im Auftrag der EU durch den von sieben nationalen Flugsicherungen gegründeten „European Satellite Service Provider“ (ESSP Sas) durchgeführt.

Die Nutzung des Systems ist jedoch nicht auf die Luftfahrt beschränkt. Für spezielle Anwendungen sind die berechneten Korrektursignale statt über die Satelliten auch durch mobile Datenübertragung per Internet verfügbar. Durch die Integration des Galileo-Signals wird die Qualität von EGNOS in Zukunft weiter erhöht.

EGNOS erlaubt Navigationsanwendungen, die mit denen von Galileo vergleichbar sind. EGNOS kann Galileo aber nicht ersetzen, da es auf dem GPS-System aufbaut. EGNOS und Galileo werden daher künftig zusammengeführt und gemeinsam betrieben.