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Marco Schweig

Quelle: Eisenbahn-Bundesamt

Ich habe Allgemeine Physische Geographie an der Universität Trier studiert und das Studium als Diplom-Geograph abgeschlossen. Nach meinem Studium war ich bei einem Eisenbahninfrastrukturunternehmen als Projektleiter für die Entsorgung von Oberbaustoffen zuständig. Im Anschluss daran absolvierte ich beim Eisenbahn-Bundesamt in Bonn als technischer Referendar im Prüfungsausschuss Bahnwesen, Vertiefungsrichtung Bauingenieurwesen, meine Laufbahnausbildung für den höheren Dienst. Das Referendariat schloss ich als Bauassessor Bahnwesen ab.

Planfeststellung und Umgebungslärmkartierung für das Eisenbahnwesen

Nach dem technischen Referendariat war ich im operativen Geschäft als Referent in der Planfeststellung in der Außenstelle Frankfurt am Main des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA) tätig. Nach kurzer Zeit bin ich in die Zentrale des EBA nach Bonn gewechselt. Dort war ich als Referent und später als stellvertretender Leiter am Aufbau einer neuen Organisationseinheit zur Umgebungslärmkartierung beteiligt. Seit Kurzem arbeite ich wieder in der Planfeststellung. In der Zentrale des EBA befasse ich mich als Referent nunmehr allerdings mit technischen Grundsatzthemen. Daneben leite ich derzeit ein Projekt zur Analyse von Radformfehlern an Eisenbahnfahrzeugen. Als Referent habe ich Führungs- und Personalverantwortung sobald ich die Referatsleitung vertrete. Als Projektleiter ist dies bei fachlichen Entscheidungen oft unmittelbar der Fall.

Eisenbahninfrastruktur gestalten

Ziehe ich ein Resümee der ersten Berufsjahre, dann war eine der größten Herausforderungen die Umsetzung der Umgebungslärmkartierung für Schienenwege von Eisenbahnen des Bundes – als eine neue gesetzliche Aufgabe und zum damaligen Zeitpunkt eines der größten nationalen Geodatenprojekte. Spannend sind stets die Begegnungen mit Menschen aus unterschiedlichen Fachrichtungen und Hierarchien im Rahmen der Aufgabenbewältigung. Hinzu kommen ständig wechselnde Fragestellungen und die Suche nach adäquaten Antworten darauf. Die Möglichkeit, besonderen Fachfragen im Rahmen von Projekten nachzugehen, bewirkt den Blick über den Tellerrand.
Letztlich macht es Spaß, an der zukünftigen Gestaltung von Eisenbahninfrastruktur mitzuwirken und dadurch das Zusammenwachsen des schienengebundenen Verkehrs innerhalb Europas zu fördern sowie Standards dafür zu setzen.

Technisches Referendariat: Vermittlung von Verfahrens-, Organisations- und Kommunikationskompetenz und spannenden Erlebnissen

Wenn ich an das technische Referendariat zurückdenke, erinnere ich mich besonders gerne an die Zeit, in der wir den Triebfahrzeugführerschein bei der Hessischen Landesbahn machen durften. Das war Eisenbahn live, mit allem was dazu gehört! Die Einfahrt in den Frankfurter Hauptbahnhof war jedes Mal ein Erlebnis.

In besonderer Erinnerung blieben mir auch die Besichtigung des damals noch im Bau befindlichen „Gotthard-Basistunnels“ sowie der Besuch bei der schweizerischen Aufsichtsbehörde für Eisenbahnen in Bern. Eisenbahn verbindet und ist mit dem gestiegenen Mobilitätsbedürfnis der Bevölkerung wichtiger denn je.

Das technische Referendariat war für den Berufseinstieg insgesamt sehr förderlich, da es mich auf eine Karriere im öffentlichen Dienst gut vorbereitet hat. Fachfremde Quereinsteiger ohne verwaltungsrechtliche Vorkenntnisse haben es hier um ein Vielfaches schwerer. Neben den fachlichen Kompetenzen haben im weiteren Verlauf vor allem die Verfahrens- und Organisationskompetenzen eine große Rolle gespielt. Zunehmend gewinnt auch die Kommunikationskompetenz an Bedeutung, z.B. um komplexe Sachverhalte im Rahmen eines Projektes organisationsübergreifend zu lösen.

Gemeinsames Referendariat – unterschiedliche Blickwinkel nutzen

Kontakte zum eigenen Referendarjahrgang, aber auch zu den Vorgänger- und Nachfolgerjahrgängen bestehen weiterhin. Der besondere Wert dieser Kontakte liegt darin, gleiche Sachverhalte bei gleicher Ausbildung aus unterschiedlichen Blickwinkeln gespiegelt zu bekommen. Neben der gegenseitigen Beratung helfen die persönlichen Kontakte den Bezug zu den Außenstellen nicht zu verlieren. Damit dient dieses Netzwerk auch über die Jahre hinweg einem wertvollen, bundesweiten Informationsaustausch.

Der modulare Aufbau der Ausbildung und der Wechsel zwischen praktischen und theoretischen Lernblöcken, die oft auch bei Unternehmen der Eisenbahn des Bundes stattgefunden haben, trug dazu bei, ein initiales Kontaktnetzwerk aufzubauen.

Baustellenbesuche bei Nacht und Lokmitfahrten

Angehenden Referendarinnen und Referendaren des Prüfungsausschusses Bahnwesen möchte ich Folgens mit auf den Weg geben: Seit der Bahnreform existieren aufgrund der Trennung von hoheitlichen und unternehmerischen Aufgaben faktisch zwei Welten. Wer die Eisenbahn als System verstehen möchte, sollte daher neben aller verwaltungstechnischen Theorie unbedingt auch Praxiserfahrung sammeln. Dafür eignen sich vor allem Baustellenbesuche. Oftmals finden interessante Bauvorhaben (z.B. Brückeneinschub, Weichenwechsel etc.), aufgrund des „Bauens unter dem rollenden Rad“, außerhalb der normalen Arbeitszeiten (Wochenende/Nachtzeiten) statt. Solche Termine sollten Referendarinnen und Referendare jedoch nicht abschrecken, denn grau ist alle Theorie und nichts kann solche Erfahrungen ersetzen. Gleiches gilt für Lokmitfahrten, den Besuch in einem Eisenbahnfahrsimulator sowie eines Stellwerks.

Als beispielhaft im Eisenbahnsektor gilt nach wie vor die Schweiz. Eine Exkursion dorthin ist daher nicht zuletzt aufgrund der deutschen Streckenanteile auf Schweizer Gebiet zu empfehlen.

Eine Ausbildung, viele Einstiegsmöglichkeiten

Das technische Referendariat empfiehlt sich vor allem, um das notwendige rechtliche Rüstzeug sowie Management- und Führungskompetenzen für eine Karriere im öffentlichen Dienst zu erwerben. Im Umkehrschluss hilft es aber auch bei einer späteren Beschäftigung in der freien Wirtschaft, bestimmte Zwänge der Verwaltung aufgrund rechtlicher Rahmenbedingungen besser zu verstehen und fördert damit eine nachhaltige Zusammenarbeit. Synergien können dadurch besser erkannt werden.

Des Weiteren möchte ich angehende Referendarinnen und Referendare dazu ermutigen, Ihre Sprachkompetenz zu stärken, um möglicherweise auch innerhalb europäischer Verwaltungsstrukturen Fuß fassen zu können. Und zu guter Letzt: Genießen Sie die Freiräume, die das Referendariat bietet. Egal in welche Richtung Sie sich später orientieren, mit dem 2. Staatsexamen als Zusatzqualifikation stehen Ihnen viele Wege, sowohl im öffentlichen Dienst als auch in der freien Wirtschaft, offen.