Alle aktuellen Inhalte Alle aktuellen Inhalte
Bild: Autobahn mit Straßenfahrzeugen
Autobahn mit Straßenfahrzeugen

Quelle: Fotolia / Gina Sanders

Für die Planung des Verkehrssystems in Deutschland ist der Blick in die Zukunft unerlässlich. Hierfür dient dem BMDV ein mehrteiliges Bausteinsystem. Ein zentraler Baustein ist die strategische Langfrist-Verkehrsprognose, die den höchsten Detaillierungsgrad aufweist und unter anderem auch netzbasierte Betrachtungen der Verkehrsentwicklung auf den Straßen umfasst (Straßenverkehrsprognose). Die strategische Langfrist-Verkehrsprognose bildet die verkehrliche Grundlage für die Aufstellung von Bundesverkehrswegeplänen und für die Überprüfung der Bedarfspläne (BPÜ). Für die zuletzt durchgeführte BPÜ erfolgte die Aufstellung der Basisprognose 2040 der strategischen Langfrist-Verkehrsprognose 2040 (VP 2040), einschließlich der Straßenverkehrsprognose 2040.

Die Straßenverkehrsprognose 2040 entspricht der Umlegung der in der Basisprognose 2040 prognostizierten Verkehrsnachfrage auf die gesamte Straßeninfrastruktur. Die in den prognostizierten Verkehrsverflechtungsmatrizen bereitgestellten jährlichen Verkehrsaufkommen (Tonnen bzw. Personen) werden in der Netzumlegung zunächst räumlich weiter verfeinert und in Fahrzeugfahrten (Pkw, Lkw) umgerechnet. Anschließend erfolgt die Modellierung der Routenwahl im Netz, woraus schließlich strecken- und richtungsfeine Kfz-Verkehrsstärken auf den Bundesfernstraßen resultieren. Im Ergebnis entsteht ein Bild der Belastung der Streckenabschnitte im Netz der Bundesfernstraßen.

Das Netzmodell der Bundesfernstraßen, auf das die werktäglichen Fahrzeugfahrten umgelegt werden, ist aufgrund der inhaltlichen Ausrichtung der Bundesverkehrswegeplanung auf das außerörtliche Bundesfernstraßennetz fokussiert. Im Netzmodell der Bundesfernstraßen sind Bundesautobahnen, Bundesstraßen, Landesstraßen sowie wichtige Kreis- und Gemeindestraßen abgebildet. Das weitere nachgeordnete Straßennetz (z. B. innerstädtische kommunale Nebenstraßen) ist nicht unmittelbar Bestandteil des Netzmodells, wird allerdings in einem für die Modellierung der Bundesfernstraßen erforderlichen Maß berücksichtigt.

Für die Umlegung der Verkehrsnachfrage auf die Verkehrsinfrastruktur ist eine Festlegung im Hinblick auf das in 2040 fiktiv zu unterstellende Verkehrsinfrastrukturangebot zu treffen. Die Festlegung des sogenannten Prognosenetzes erfolgt verkehrsträgerübergreifend einheitlich auf Grundlage der geltenden Bedarfspläne. Für den Verkehrsträger Straße wird neben den im Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen als „Laufend und fest disponiert“ (FD) eingestuften Vorhaben die Realisierung aller Vorhaben des „Vordringlichen Bedarfs“ (VB) (jeweils inkl. Engpassbeseitigung) angenommen. Darüber hinaus werden acht bereits realisierte bzw. in Bau befindliche Projekte des „Weiteren Bedarfs mit Planungsrecht“ (WB*) sowie beschlossene Vorhaben des Investitionsgesetzes Kohleregionen (InvKG) als realisiert unterstellt.

Für die Erstellung einer Straßenverkehrsprognose ist zunächst die modellseitige Abbildung eines Analysezustandes erforderlich, um die berechneten Ergebnisse mit realen Werten zu vergleichen (Modellkalibrierung). Das der Straßenverkehrsprognose zugrunde liegende Modell wird insbesondere anhand des Vergleiches modellierter Verkehrsbelastungen auf den Straßen und empirisch erhobener Zählwerte kalibriert. Für die Straßenverkehrsprognose 2040 erfolgte dieser Vergleich für das Jahr 2019. Eine wesentliche Grundlage für die Kalibrierung des Modells stellten durch die Bundesanstalt für Straßen- und Verkehrswesen (BASt) durchgeführte Straßenverkehrszählungen für das Bundesfernstraßennetz dar. Aktuell erfolgt die Durchführung einer neuen für das Bundesfernstraßennetz umfassenden Straßenverkehrszählung 2025, deren Ergebnisse für zukünftige Straßenverkehrsprognosen herangezogen werden können.

Aussagen zur zukünftigen Nutzung und Auslastung von Straßennetzelementen sowie der Verkehrsentwicklung auf dem Bundesfernstraßennetz können auf Basis des Vergleiches der Ergebnisse der Straßenverkehrsprognose für das Analysejahres 2019 und das Prognosejahr 2040 ermittelt werden.

Die nachfolgende Tabelle gibt die in der Straßenverkehrsprognose 2040 prognostizierte Entwicklung der außerörtlichen Fahrleistung zwischen 2019 und 2040 auf den Bundesfernstraßen wieder. Im Durchschnitt steigt die werktägliche Fahrleistung auf Bundesfernstraßen zwischen 2019 und 2040 um rund 11,7 % auf rund 1.117,9 Mio. Fahrzeugkilometer. Die werktägliche Fahrleistung auf außerörtlichen Bundesfernstraßen steigt im Lkw-Verkehr zwischen 2019 und 2040 verhältnismäßig stärker als im Pkw-Verkehr (rund +42,2 % im Lkw-Verkehr gegenüber rund +6,6 % im Pkw-Verkehr). Infolge prognostizierter Zunahmen des Lkw-Verkehrs auf Bundesautobahnen resultieren auf diesen Strecken reduzierte Geschwindigkeiten des Pkw-Verkehrs. Dies wirkt neben den intermodalen Verlagerungen auf andere Verkehrsmittel dämpfend auf die Pkw-Verkehrsnachfrage auf Bundesautobahnen, sodass zwischen 2019 und 2040 für den Pkw-Verkehr auf Bundesautobahnen im Vergleich zu den Bundesstraßen letztlich von einer moderaten Steigerung der werktäglichen Fahrleistung ausgegangen wird (rund +4,8 % auf Bundesautobahnen gegenüber rund +10,2 % auf Bundesstraßen).

 2019
[Mio. Kfz-km]
2040
[Mio. Kfz-km]
Veränderung
[%]
Pkw-Verkehr   
Bundesautobahnen576,7604,14,8
Bundesstraßen280,3309,010,2
Summe Bundesfernstraßen857,0913,16,6
Lkw-Verkehr   
Bundesautobahnen116,6163,840,5
Bundesstraßen27,441,049,6
Summe Bundesfernstraßen144,0204,842,2
Kfz-Verkehr   
Bundesautobahnen693,2767,910,8
Bundesstraßen307,7350,013,7
Summe Bundesfernstraßen1.000,91.117,911,7

Tabelle 1: Entwicklung der werktäglichen Fahrleistung im außerörtlichen Bundesfernstraßennetz zwischen 2019 und 2040
(Quelle: BMDV, Bericht zur Überprüfung der Bedarfspläne (BPÜ) für die Verkehrsträger Schiene, Straße und Wasserstraße, Bundesministerium für Digitales und Verkehr)

Die nachfolgende Abbildung zeigt die prognostizierte werktägliche Verkehrsbelastung im Netz der Bundesautobahnen für das Jahr 2040 (Gesamtverkehr). Es wird deutlich, dass das Netz der Bundesautobahnen stark belastet ist. Insbesondere in Ballungsräumen, wie den Metropolregionen Rhein-Ruhr, Frankfurt-Rhein/Main, Stuttgart oder München, aber auch auf zentralen Nord-Süd- und Ost-West-Achsen werden sehr hohe Verkehrsbelastungen von mehr als 80.000 Kfz/Tag erwartet.

Deutschlandkarte mit gewichteter Kennzeichnung von besonders belasteten Straßen
Abbildung 1: Längengewichtete, werktägliche Verkehrsbelastung (Kfz/Tag) auf den Bundesautobahnen in 2040 – Straßenverkehr insgesamt

Quelle: Bericht zur Überprüfung der Bedarfspläne (BPÜ) für die Verkehrsträger Schiene, Straße und Wasserstraße, BMDV