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E-Diesel

Quelle: AdobeStock/ luciano

Seit dem 10. April 2024 darf der flüssige erneuerbare Kraftstoff HVO 100 an Tankstellen in Verkehr gebracht werden. HVO ist ein besonders nachhaltiger und hochwertiger Biodieselkraftstoff. HVO in Reinform (HVO 100) hat ein CO2-Emissionsminderungspotenzial von mehr als 90 Prozent. Hier finden Sie weiterführende Informationen zur Erkenntnislage zu Umweltauswirkungen von HVO 100.

Die Einordnung des BMDV zum Einfluss paraffinischer Dieselkraftstoffe, wie z. B. HVO 100, auf das Emissionsverhalten beruht auf einer breiten Bewertungsgrundlage. Einbezogen wurden wissenschaftliche Studien und Veröffentlichungen, Untersuchungen von Interessensverbänden sowie auch auf Kraftstofffreigaben der Fahrzeughersteller.

Kraftstoffeigenschaften:

Paraffinischer Dieselkraftstoff unterscheidet sich gegenüber konventionellem Dieselkraftstoff in bestimmten physikalischen Eigenschaften. Hervorzuheben sind hier etwa dessen höhere Cetanzahl, sein geringerer volumetrischer Energiegehalt und seine niedrigere Dichte. Durch die höhere Cetanzahl ist eine bessere Zündwilligkeit gegeben, wodurch die Verbrennung effizienter ablaufen kann. Aufgrund der Unterschiede in seinen strukturchemischen Eigenschaften entstehen bei Verbrennungsvorgängen gegenüber konventionellem Dieselkraftstoff grundsätzlich weniger Rußpartikel, Kohlenwasserstoffe, Kohlenmonoxid und CO2.

Öffentlich verfügbare Erkenntnisse:

Tenor aller bekannten Veröffentlichungen ist, dass durch den Einsatz paraffinischer Kraftstoffe, wie HVO 100, die für die lokale Umweltbelastung als relevant angesehenen Partikel- und Stickoxid (NOx)-Emissionen gerade bei Fahrzeugen ohne moderne Abgasnachbehandlung tendenziell sinken.

Bei aktuellen Kraftfahrzeugen mit modernen Abgasnachbehandlungssystemen zur Reduzierung von Partikeln und NOx kommen die Veröffentlichungen im Allgemeinen zu dem Schluss, dass die Schadstoffemissionen am Auspuff weitgehend unabhängig von den Rohgasemissionen des Motors sind.

Die Einordnung des BMDV wird nicht nur durch öffentlich verfügbare wissenschaftliche Studien, Veröffentlichungen und Untersuchungen gestützt, sondern folgt darüber hinaus auch der Bewertung des Umweltbundesamtes sowie des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages.

Bewertung aktueller Meldungen und Berichte:

Die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) hatte in einer Pressemitteilung vom 27.06.2024 die Behauptung aufgestellt, dass „HVO100 noch schmutziger als herkömmlicher Diesel“ sei und hierzu Abgasmessungen an einem Diesel-Pkw der Schadstoffklasse „Euro 5“ angeführt, die vom „Emissions-Kontroll-Institut“, einer Einrichtung der DUH, durchgeführt wurden.

Die Vorwürfe der DUH sind für das BMDV nicht nachvollziehbar. Es wurden keine belastbaren Ergebnisse präsentiert, die die behauptete Verschlechterung der Schadstoffemissionen beim Betrieb mit HVO 100 belegen würden. Das Versuchsdesign der DUH mit nur einem Testfahrzeug, für das herstellerseitig keine Freigabe für HVO 100 besteht, ist grundsätzlich nicht geeignet, allgemeingültige Aussagen zu treffen. Das verwendete Messverfahren (Real Driving Emissions, RDE) ist zudem nicht dafür ausgelegt, reproduzierbare Messergebnisse zu liefern. Die Untersuchungen der DUH sind insofern ungeeignet, Emissionsauswirkungen des Kraftstoffs in Vergleichsmessungen wissenschaftlich zu verifizieren.

Entsprechend kritisch war das Medien-Echo zu den Behauptungen der DUH, so äußerten sich zum Beispiel der ADAC und auch kraftfahrzeugtechnische Institute, wie das Karlsruher Institut für Technologie, und werteten die Aussagen der DUH als nicht nachvollziehbar. Im Gegenteil, die allgemeine Kenntnislage zeige klare Vorteile bei der Verwendung von HVO 100 insbesondere bei den Partikel-Emissionen.

Dem BMDV liegen zudem Erkenntnisse über Untersuchungen im Rahmen des Förderprogramms „Entwicklung von Systemen zur Hardware-Nachrüstung von Dieselkraftfahrzeugen“ vor. Im Rahmen von Voruntersuchungen wurde durch eine Fördernehmerin, die HJS Emission Technology GmbH & Co KG, der Einfluss synthetischer Kraftstoffe (hier: HVO 100 und ein GtL-Kraftstoff) auf das Emissionsverhalten von Bestandsfahrzeugen der Emissionsklassen „Euro 5“ und „Euro V“ betrachtet.

Aus Sicht des BMDV geben die vorgelegten Ergebnisse keinen Hinweis auf signifikante Erhöhungen des Schadstoffemissionsniveaus, die nachweislich auf die verwendeten Kraftstoffe zurückzuführen sind. Den Kraftstoffeinfluss überlagernde Effekte schränken die Vergleichbarkeit der präsentierten Messergebnisse zum Teil stark ein und diese sind in der Gesamtbetrachtung somit nicht belastbar.

Das BMDV hat die Ergebnisse auch extern durch einen wissenschaftlichen Experten prüfen lassen, der zu der gleichen Bewertung kommt. Ein damit übereinstimmendes Bild zeichnet auch eine Stellungnahme zum Bericht der Fördernehmerin, die dem BMDV unaufgefordert aus zwei Forschungseinrichtungen zuging. Auch für diese sind auf Basis der vorgelegten Ergebnisse keine belastbaren Hinweise auf negative Emissionsauswirkungen bei Verwendung erneuerbarer oder synthetischer Kraftstoffe ableitbar. Ohnehin wären allenfalls bei einer Überlagerung von ungünstigen Randbedingungen möglicherweise in einzelnen Betriebspunkten Emissionserhöhungen zu erwarten. In öffentlichen Äußerungen betont eine der beiden Einrichtungen daher auch stets die grundsätzlich klaren Emissionsvorteile bei der Verwendung von HVO 100.

In der Gesamtbetrachtung sind insofern keine signifikanten Emissionserhöhungen durch den Betrieb mit HVO 100 zu erwarten, im Gegenteil, im Einklang mit dem berichteten Stand aus der wissenschaftlichen und Fachliteratur, geht das BMDV sogar tendenziell von einer Senkung relevanter Emissionen aus.