Die Europäische Kommission sieht in den Korridoren das wichtigste Instrument zur Realisierung des TEN-Kernnetzes. Die Planung und Festlegung der Kernnetzkorridore erfolgte nach Abschluss der Definition des TEN-Kernnetzes, das anhand einer speziellen Methodik von der Europäischen Kommission ermittelt wurde. Dabei wurde versucht, die bereits bestehenden ERTMS- und Schienengüterverkehrskorridore zu integrieren. Nach Vorstellung der Europäischen Kommission sollen die Kernnetzkorridore entscheidend dazu beitragen, das Kernnetz bis Ende 2030 zu realisieren. Jeder Korridor wird von einer Koordinatorin bzw. einem Koordinator gesteuert. Mit den betroffenen Mitgliedstaaten werden Arbeitspläne erstellt und umgesetzt. Zusätzlich unterstützen Korridorforen und Arbeitsgruppen, zu denen Infrastrukturbetreiber sowie Vertreter der Regionen und der Zivilgesellschaft eingeladen werden können, die Koordinatoren. Beschlüsse können allerdings nur mit den Mitgliedsstaaten gefasst werden.
Im Benehmen mit den betroffenen Mitgliedstaaten hat die Kommission folgende Koordinator/inn/en eingesetzt:
- Catherine Trautmann (Nord-Ostsee-Korridor)
- Pat Cox (Skandinavien-Mittelmeer-Korridor)
- Carlo Secchi (Atlantikkorridor)
- Péter Balázs (Nordsee-Mittelmeer-Korridor)
- Iveta Radičová (Mittelmeerkorridor)
- Inés Ayala Sender (Rhein-Donau-Korridor)
- Pawel Wojciechowski (Rhein-Alpen-Korridor)
- Anne Elisabet Jensen (Ostsee-Adria-Korridor)
- Mathieu Grosch (Korridor Orient-östliches Mittelmeer)
Zusätzlich gibt es Koordinatoren für zwei sogenannte „horizontale Prioritäten“:
- Kurt Bodewig (Meeresautobahnen: Motorways of the Sea / MoS)
- Matthias Ruete (Europäisches Zugsicherungssystem: European Rail Traffic Management System / ERTMS)
Durch Deutschland verlaufen sechs Korridore, mehr als durch jeden anderen Mitgliedstaat: Nord-Ostsee, Skandinavien-Mittelmeer, Atlantik, Rhein-Donau, Rhein-Alpen und Orient/-Östliches Mittelmeer. Außerdem ist Deutschland an den beiden horizontalen Prioritäten MoS und ERTMS beteiligt.
Die Koordinatoren haben zusammen mit den Mitgliedstaaten und unterstützt von Beraterkonsortien im Jahr 2014 umfassende Korridorstudien erstellt, die in den Folgejahren unter verschiedenen Aspekten fortgeführt wurden. In den Studien wurde untersucht, inwieweit die Korridore die Anforderungen bzw. die technischen Parameter der TEN-VO für das Gesamt- bzw. Kernnetz erfüllen. Zugleich sollten die größten Defizite ermittelt werden, deren Beseitigung aus europäischer Sicht vordringlich erscheint. Darauf aufbauend wurden Arbeitspläne entworfen, die für den jeweiligen Korridor Schwerpunkte für die künftigen Aktivitäten definieren. Die Arbeitspläne sind in der ersten Hälfte des Jahres 2020 erneut überarbeitet und mit den Mitgliedstaaten abgestimmt worden. Nach Ansicht der Europäischen Kommission bestehen die größten Probleme nach wie vor bei grenzüberschreitenden Infrastrukturen, der technischen Interoperabilität (z.B. ERTMS) und bei der Integration der verschiedenen Verkehrsträger.
Die Zusammenarbeit des BMDV mit den Koordinatorinnen und Koordinatoren verläuft eng und vertrauensvoll. Dies liegt vor allem daran, dass es weitgehende Übereinstimmung bei den Prioritätensetzungen gibt. Fast alle großen Neu- und Ausbauprojekte des Bundesverkehrswegeplans 2030 liegen auf TEN-Korridoren. Auch der überwiegende Teil der Erhaltungsmittel fließt in das TEN-V-Netz.
Nord-Ostsee | |
Catherine Trautmann Koordinatorin | |
Merkmale | Der Nord-Ostsee-Korridor hat eine Länge ca. 3200 km, er ist ausschließlich in Nordeuropa gelegen und verbindet die Ostsee-Region von Helsinki über die baltischen Staaten mit dem Nordseeraum Belgien/Niederlande über Polen und Deutschland. Er umfasst mit Rotterdam, Antwerpen, Hamburg, Bremen/Bremerhaven und Amsterdam die fünf größten Häfen Europas. Das Verkehrsaufkommen im Westteil unterscheidet sich stark vom Aufkommen im Nordosten. |
Wichtigste Projekte der EU-Kommission auf dem Korridor |
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Wichtige laufende Projekte in Deutschland |
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Atlantik | |
Prof. Carlo Secchi Koordinator | |
Merkmale | Der Atlantik-Korridor umfasst über 6500 km Schiene, 4500 Kilometer Straßennetz und 290 km Binnenwasserstraßen, sieben Binnenhäfen, acht Seehäfen, sieben Kernnetz-Flughäfen sowie 14 Straße/Schiene-Terminals und sieben städtische Kernnetzknoten. |
Wichtigste Projekte der EU- Kommission auf dem Korridor |
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Wichtige laufende Projekte in Deutschland |
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Rhein – Donau | |
Inés Ayala Sender Koordinatorin | |
Merkmale | Der Korridor verfügt über 5700 km Schienen, 4870 km Straßennetz und 3650 km Binnenwasserstraßen, 19 Binnenhäfen, 2 Seehäfen, 11 Kernnetz-Flughäfen, 27 Straße/Schiene-Terminals und 14 trimodale Terminals. |
Wichtigste Projekte der EU- Kommission auf dem Korridor |
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Wichtige laufende Projekte in Deutschland |
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Rhein – Alpen | |
Pawel Wojciechowski Koordinator | |
Merkmale | Der Korridor Rheingebiet – Alpen führt durch die großen westdeutschen Wirtschaftszentren und einige der am dichtesten besiedelten und reichsten Regionen der EU. Er verbindet die niederländischen und belgischen Nordseehäfen mit dem Mittelmeerraum und ist eine der verkehrsreichsten Frachtrouten Europas. |
Wichtigste Projekte der EU- Kommission auf dem Korridor |
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Wichtige laufende Projekte in Deutschland |
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Orient/Östliches Mittelmeer | |
Mathieu Grosch Koordinator | |
Merkmale | Der Korridor umfasst über 5900 km Schiene, 5600 Kilometer Straßennetz und 1600 km Binnenwasserstraßen, zehn Binnenhäfen, zwölf Seehäfen, 15 Kernnetz-Flughäfen, 25 Straße/Schiene-Terminals und 15 städtische Kernnetzknoten. |
Wichtigste Projekte der EU- Kommission auf dem Korridor |
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Wichtige laufende Projekte in Deutschland |
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Skandinavien – Mittelmeer | |
Pat Cox Koordinator | |
Merkmale | Mit mehr als 9300 km Schiene und über 6300 Kilometer Straßennetz ist der Skandinavien – Mittelmeer der längste Kernnetzkorridor. 25 Kernnetzhäfen, 19 Kernnetz-Flughäfen, 44 Straße/Schiene Terminals und 18 städtische Kernnetzknoten. |
Wichtigste Projekte der EU- Kommission auf dem Korridor |
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Wichtige laufende Projekte in Deutschland |
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„Motorways of the Sea“ (Meeresautobahnen) | |
Prof. Kurt Bodewig Koordinator | Im Rahmen der Verwirklichung der Transeuropäischen Verkehrsnetze gehören die Meeresautobahnen zu den sogenannten horizontalen Prioritäten. Die Definition der Meeresautobahnen ist verankert im Artikel 21 der TEN-Verordnung 1315/2013:
„Die Meeresautobahnen, die das transeuropäische Verkehrsnetz im Seeverkehr sind, dienen dem Ziel der Verwirklichung eines europäischen Seeverkehrsraums ohne Grenzen. Sie bestehen aus Kurz-Seestrecken, Häfen, zugehörigen Seeverkehrsinfrastrukturen und -ausrüstungen sowie Anlagen und vereinfachten Verwaltungsformalitäten für die Ermöglichung des Betriebs von Kurzstreckenseeverkehr oder den Fluss-See-Verkehr zwischen mindestens zwei Häfen, auch solchen mit Hinterlandanbindung.“
Mit dieser Priorität verfolgt Koordinator Kurt Bodewig diese Ziele:
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Beispiele von Projekten mit Beteiligung Deutschlands |
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ERTMS | |
Matthias Ruete Koordinator | Die Implementierung des Zugsicherungssystems ERTMS (European Rail Traffic Management System) stellt eine weitere horizontale Priorität im Rahmen der Verwirklichung der Transeuropäischen Verkehrsnetze dar.
Das grundsätzliche Ziel dieser Priorität ist es, Interoperabilität entlang des gesamten Schienennetzes der Europäischen Union zu ermöglichen.
Gemäß der TEN-Verordnung 1315/2013 sollen die Schieneninfrastruktur des Kernnetzes bis Ende 2030 und die des Gesamtnetzes bis Ende 2050 durchgehend mit ERTMS ausgerüstet sein. Eine Ausnahme dieser Anforderung bilden die sogenannten isolierten Netze. |
Beispiele von Projekten in Deutschland oder mit Beteiligung Deutschlands |
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Am 29.05.2019 wurden die EU-Koordinatorinnen und Koordinatoren im Ministerium in Berlin begrüßt. In einem sehr konstruktiven Gespräch wurden die Ziele der neuen Förderperiode und die Herausforderungen einer innovativen Verkehrspolitik in der EU erörtert.