Alle aktuellen Inhalte Alle aktuellen Inhalte
Multimodaler Güterverkehr

Quelle: Fotolia / Binkski

Prognosen sagen einen erheblichen Anstieg des Güterverkehrs voraus. Nach der aktuellen Verkehrsprognose wird der Güterverkehr bis 2030 um 38 Prozent gegenüber 2010 zunehmen – eine Steigerung, die unsere Straßen und Autobahnen alleine nicht bewältigen können. Alle Verkehrsträger werden hierfür benötigt, und jeder Verkehrsträger muss seine jeweiligen Systemvorteile bestmöglich nutzen können. Es ist daher das Ziel der Bundesregierung, die Verkehrsträger besser zu verzahnen und mehr Verkehr auf die Verkehrsträger Schiene und Wasserstraße zu verlagern.

Hierzu brauchen Verlader und Speditionen einen Zugang zu beiden Verkehrsträgern und attraktive Angebote für den Kombinierten Verkehr. Der Bund fördert deshalb Investitionen in private Gleisanschlüsse und in Umschlaganlagen des Kombinierten Verkehrs.

Kombinierter Verkehr

Der Kombinierte Verkehr (KV) ist eine besondere Form des Güterverkehrs, bei der Ladeeinheiten (Container, Wechselbrücken oder Lkw-Sattelauflieger) über längere Distanzen auf der Schiene oder der Wasserstraße transportiert werden. Der Lkw wird nur auf einer möglichst kurzen Strecke – im sogenannten Vor- und Nachlauf – eingesetzt, um die Ladeeinheiten zu einer KV-Umschlaganlage zu transportieren oder von dort abzuholen und zum Entladeort zu bringen. Die Umschlaganlagen sind die Schnittstellen des Kombinierten Verkehrs. Mit geeigneten Kränen oder anderen Verladeeinrichtungen wechseln die Ladeeinheiten den Verkehrsträger.

Prognosen sagen voraus, dass das Güterverkehrsaufkommen im Kombinierten Verkehr von 2010 bis 2030 um 79,3 Prozent ansteigen wird. Die bestehenden KV-Umschlaganlagen werden dieses Aufkommen nicht bewältigen können; auch sind einige von ihnen in ein Alter gekommen, in dem sie ganz oder teilweise ersetzt werden müssen. Daher fördert der Bund Investitionen in den Neu- und Ausbau von Umschlaganlagen des Kombinierten Verkehrs privater Unternehmen sowie in den Ersatz bestehender Umschlaganlagen über eine Förderrichtlinie. Durch den Kombinierten Verkehr werden jährlich ca. 38 Mrd. tkm auf die Schiene und Wasserstraße verlagert und rund 2,7 Mio. t CO2-Emissionen eingespart.

Über die Fördermittel hinaus gewährt der Bund im Vor- und Nachlauf des Kombinierten Verkehrs weitere Privilegien:

  • Fahrzeuge im Vor- und Nachlauf des KV dürfen ein zulässiges Gesamtgewicht von bis zu 44 Tonnen aufweisen.
  • Für Fahrzeuge im Vor- und Nachlauf des KV bestehen Ausnahmen von Fahrverboten zur Ferienzeit sowie an Sonn- und Feiertagen.
  • Fahrzeuge, die ausschließlich im Vor- und Nachlauf des KV eingesetzt werden, können von der Kfz-Steuer befreit werden.

Gleisanschlüsse

Unternehmen, die über einen Zugang zu einem Gleisanschluss verfügen, können ihre Güter direkt an der Produktionsstätte in Güterwagen verladen. Um den Schienengüterverkehr zu stärken, fördert der Bund bereits seit 2004 den Neu- und Ausbau sowie die Reaktivierung von privaten Gleisanschlüssen. Seit dem 1. März 2021 werden zusätzlich Zuführungs- und Industriestammgleise sowie multifunktionale Anlagen (z.B. Railports) gefördert. Außerdem umfasst die Förderung neben Neu- und Ausbau sowie Reaktivierung auch den Ersatz verschlissener Anlagen.

Strategiedialog multimodaler Güterverkehr

Der Strategiedialog wurde am 14.06.2023 als Dialog- und Verständigungsforum zu Fragen des multimodalen Güterverkehrs (z.B. Revision der EU-KV-Richtlinie, Erarbeitung eines Terminalkonzepts) ins Leben gerufen. In ihm sind, neben dem BMDV, die Branchenverbände von Schiene, Binnenschiff und Straße, Umweltverbände sowie die Kundenseite mit den großen Industrie- und Handelsverbänden vertreten.

Am 17.12.2024 wurde einvernehmlich ein Strategiepapier mit konkreten Maßnahmen zur Stärkung aller multimodalen Güterverkehre verabschiedet. Hierfür wurden die vorhandenen Überlegungen und Vorschläge zur Fortentwicklung des multimodalen Güterverkehrs zusammengeführt und diese für die praktische Umsetzung weiterentwickelt, indem (1.) unter Zugrundelegung der zur Verfügung stehenden Quellen Potenziale für die Erhöhung des Anteils multimodaler Güterverkehre am gesamten Güterverkehr identifiziert und (2.) darauf basierend bestehende und neue Vorschläge über die hierfür zu ergreifenden Maßnahmen von Wirtschaft und BMDV ausgearbeitet wurden. Der Umsetzungsstand der Maßnahmen wird einmal jährlich überprüft.

Studie zur besseren Vernetzung und Verzahnung der Verkehrsträger im Güterverkehr

Aufbauend auf den Ergebnissen der im November 2016 veröffentlichten Metastudie „Status Quo des Güterverkehrssystems in Deutschland – eine Metastudie unter besonderer Betrachtung der Vernetzung des Verkehrs“, hat das BMDV die "Studie zur besseren Vernetzung und Verzahnung der Verkehrsträger im Güterverkehr" in Auftrag gegeben.

Die Studie zeigt Möglichkeiten auf, wie die Nachfrage nach umweltfreundlichen Verkehrsmitteln im Güterverkehr und damit eine Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene und Wasserstraße, zielgerichtet unterstützt werden kann. Insbesondere wurde untersucht, mit welchen Konzepten es aus Sicht der Entscheidungsträger in der Logistikkette möglich ist, den Vernetzungsgrad im multimodalen Verkehr effizient zu erhöhen.

Die Vorstellung der Ergebnisse der Studie, am 14.06.2023, war zugleich der Startschuss für den Strategiedialog multimodaler Güterverkehr.