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Fahrzeug aus Bauklötzen

Quelle: Fotolia / Vladimir Prusakov

Um Lösungsansätze für verkehrspolitische Fragestellungen entwickeln und Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur zielgenau vornehmen zu können, braucht das BMDV verlässliche Daten und Fakten über das reale Verkehrsgeschehen in Deutschland. Wann will jemand wohin, mit welchem Verkehrsmittel und zu welchem Zweck?

Dieser Bedarf besteht in Ländern, Regionalverbänden und Kommunen ebenfalls, denn diese Informationen werden als Grundlage etwa für die Planung von Straßen- und Radwegenetzen bis hin zur Stellplatzzahl im Wohngebiet benötigt. Auch die Wirtschaft muss etwas über die Wahl und Nutzung der Verkehrsmittel durch Bevölkerung und Unternehmen wissen - als Entscheidungsbasis beispielsweise für die Entwicklung neuer Fahrzeuge oder Logistikkonzepte. Ohne die maßgeblichen Gründe für die Mobilitätsentscheidungen im Alltag zu kennen, kann nicht an einer intelligenten Vernetzung der Verkehrsträger gearbeitet werden, und ohne Kenntnis dieser Faktoren wären weder Verkehrsprognosen noch die Abschätzung längerfristiger Entwicklungen möglich.

Das Spektrum des Informationsbedarfs ist somit erheblich: Es reicht von repräsentativen Eckwerten zur privaten Mobilität im zeitlichen Verlauf über Verhaltensänderungen bei der Nutzung der verschiedenen Verkehrsmittel und beim Einsatz spezifischer Fahrzeugtypen (wie z.B. Elektroautos) bis hin zu Logistikstrategien im Wirtschaftsverkehr. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung etwa bilden spezifische Mobilitätskennziffern nach dem Alter der Verkehrsteilnehmer die Basis für die Abschätzung der zukünftigen Mobilitätsnachfrage und der langfristigen Anforderungen an das Verkehrsangebot.

Einen Großteil dieser unabdingbaren Datengrundlagen für Politik und Planung liefert die amtliche Statistik: Die statistischen Ämter des Bundes und der Länder und das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) stellen für den Bereich des Güterkraftverkehrs, zum Luftverkehr, zum öffentlichen Verkehr und zum Fahrzeugbestand ein breites, regelmäßig aktualisiertes Datenangebot zur Verfügung; die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) misst die Verkehrsstärke an einzelnen Abschnitten des Straßenverkehrsnetzes.

Die Mobilität der privaten Haushalte und der Wirtschaftsverkehr mit kleineren Lkw und Pkw werden hingegen durch die amtliche Statistik nicht ausreichend abgebildet. Hier ist die Verkehrspolitik auf zusätzliche Untersuchungen angewiesen. Deshalb gibt der Geschäftsbereich des BMDV eigene Erhebungen bei Instituten in Auftrag, mit denen das reale Verkehrsverhalten der Menschen in Deutschland untersucht wird.

Um Bürger, Unternehmen und den Finanzhaushalt möglichst wenig mit diesen Befragungen zu belasten, ist dafür ein Bausteinsystem sich ergänzender repräsentativer Erhebungen entwickelt worden. Dessen zentrale Bausteine sind:

  • Deutsches Mobilitätspanel (MOP) - Längsschnittsstudie zum Mobilitätsverhalten der Bevölkerung
  • Mobilität in Deutschland (MiD) - Querschnittsstudie zum Mobilitätsverhalten der Bevölkerung
  • Amtliche Güterkraftverkehrsstatistik - Güterverkehr der Lkw über 3,5 t Nutzlast und der Sattelzugmaschinen
  • Kraftfahrzeugverkehr in Deutschland (KiD) - Mobilitätsstudie zu Einsatz und Nutzung von Kraftfahrzeugen
  • Fahrleistungserhebung (FLE) – Erhebung der Fahrzeugfahrleistung der deutschen Kraftfahrzeuge
  • Verkehr in Kilometern (ViK) – Inländerfahrleistung auf Grundlage der Tachostandsangaben bei den Hauptuntersuchungen
  • Straßenverkehrszählung (SVZ) – Erhebung der Verkehrsstärken auf Bundesautobahnen und Bundesstraßen

Im Deutschen Mobilitätspanel werden seit 1994 jedes Jahr die Mitglieder von zunächst knapp 1.000 Haushalten gebeten, ihre Mobilität einer Woche in einem Tagebuch aufzuzeichnen; nach 2013 wurde die Stichprobe sukzessive auf inzwischen mehr als 1.500 Haushalte erhöht. Haushalte mit Pkw in der Stichprobe führen außerdem ein Tankbuch über acht Wochen. Das MOP ermöglicht mit diesem Ansatz insbesondere die Identifizierung von Trends und Verhaltensänderungen im Mobilitätsgeschehen. Weil jeder Haushalt drei Jahre an der Erhebung teilnimmt, sind auch Analysen individueller Verhaltensänderungen – beispielsweise Reaktionen auf veränderte Kraftstoffpreise – möglich. Im Zusammenspiel insbesondere mit der MiD als großer Querschnittserhebung ergibt sich eine belastbare Grundlage für verkehrspolitische und verkehrsplanerische Entscheidungen.

„Mobilität in Deutschland“ (MiD) ist „die“ große Mobilitätsstudie, mit der in mehrjährigen Abständen die Alltagsmobilität der in Deutschland lebenden Menschen erhoben wird. Wichtige Leitfragen sind: Wie oft sind sie unterwegs und zu welchem Zweck? Welche Verkehrsmittel nutzen sie? Wie weit sind ihre Wege und wie lange sind die Menschen unterwegs? Neben bundesweiten Eckwerten stehen für den Bund bei dieser Erhebung gleichermaßen differenzierte sozioökonomische und regionale oder raumtypische Mobilitätsmuster im Vordergrund. Um dies zu ermöglichen, wurden zuletzt zwischen Mai 2016 und September 2017 im Auftrag des Bundes rd. 35.000 Haushalte befragt. Mehr als 60 regionale Partner (z.B. Länder, Regionen, Städte, Verkehrsverbünde) haben sich beteiligt, um die Ergebnisse regional vertiefen und bundesweit vergleichen zu können. In deren Auftrag wurden weitere mehr als 120.000 Haushalte befragt. Mit insgesamt über 155.000 teilnehmenden Haushalten ist die MiD 2017 die weltweit größte Mobilitätsbefragung.

Die Vorgängererhebungen fanden zuletzt 2002 und 2008 nach einem weitgehend vergleichbaren Befragungskonzept statt. Hierdurch können Veränderungen der wichtigsten Mobilitätskenngrößen ermittelt werden. Die erste Erhebung zur Alltagsmobilität fand auf dem Gebiet der damaligen Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1976 statt – damals noch unter dem Namen „Kontinuierliche Erhebung zum Verkehrsverhalten“ (KONTIV ´76). Es folgten die KONTIV ´81 und KONTIV ´89. Die erste Studie im wieder geeinten Deutschland wurde im Jahr 2002 unter dem neuen Namen „Mobilität in Deutschland“ durchgeführt (MiD 2002).

Die in der DDR seit 1972 regelmäßig durchgeführte Erhebung zur Alltagsmobilität „System repräsentativer Verkehrsbefragungen“ wird von der TU Dresden auch nach der Wiedervereinigung fortgeführt, seit neuem unter dem Titel „Mobilität in Städten“. Die Studie ermöglicht eine lange Zeitreihe für ostdeutsche Städte und ist heute ein wichtiger empirischer Baustein mit einem besonderen Fokus auf die städtische Mobilität.

Um aktuelle Kennwerte über die Alltagsmobilität in Deutschland zu erlangen, lässt das BMDV gegenwärtig die neue MiD-Studie „MiD 2023“ durchführen. Vertiefte Informationen hierzu sind im BMDV-Internetartikel „Mobilität in Deutschland (MiD)“ zu finden – siehe Link unter „Verwandte Themen“.

Die amtliche Güterkraftverkehrsstatistik erfasst die mit deutschen Lastkraftfahrzeugen (Lkw über 3,5 t Nutzlast und Sattelzugmaschinen) durchgeführten Ladungs- und Leerfahrten und die dabei transportierten Güter. Die Befragungen, Datenauswertungen und Ergebnisveröffentlichungen erfolgen durch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg. Die Befragungen erfolgen fortlaufend. Insgesamt werden in einem Kalenderjahr maximal 5 Promille dieser Fahrzeuggruppe in die Erhebung einbezogen. Für die Halter und Fahrzeugbesitzer der für die Befragung ausgewählten Fahrzeuge besteht eine Auskunftspflicht über alle im zugewiesenen Berichtszeitraum (eine halbe Woche) begonnene Fahrten.

Bei der KiD steht die repräsentative Erfassung von Einsatzzweck und Einsatzmuster der Kraftfahrzeuge in Deutschland im Vordergrund, z.B. welche Fahrzeuge werden wie häufig privat oder gewerblich genutzt? Was und wie viel wird transportiert? Wie weit sind die durchgeführten Fahrten? In beiden Erhebungen in den Jahren 2002 und 2010 wurde mit über 50.000 der insgesamt rund 50 Millionen Fahrzeuge nur das für eine Repräsentativbefragung erforderliche statistische Mindestmaß erfasst. Die KiD schließt insbesondere die Erkenntnislücken zum Wirtschaftsverkehr mit kleineren Lkw und Pkw.

Differenzierte Kennzahlen über die zurückgelegte Wegstrecke der Fahrzeuge des motorisierten Straßenverkehrs (Fahrleistungen) bilden eine wichtige Entscheidungsgrundlage für die langfristige Infrastrukturplanung. Sowohl in der Verkehrsplanung, der Unfallforschung als auch für verschiedene Umweltfragen kommt differenzierten Fahrleistungsdaten eine besondere Rolle zu. In mehrjährigen Abständen ergänzt die BASt ihre Verkehrsstärkenerhebungen durch Fahrleistungserhebungen. Im Auftrag der BASt werden zur Ermittlung der „Inländerfahrleistung“ (Fahrleistung deutscher Kraftfahrzeuge im In- und Ausland) Halterbefragungen durchgeführt. Aus der Zusammenführung mit einer parallel stattfinden bundesweiten Verkehrszählung lassen sich die „Inlandsfahrleistungen“ (Fahrleistungen auf Deutschlands Straßen, die von Deutschen und Ausländern erbracht werden) ableiten. Zuletzt wurde die Fahrleistungserhebung 2014 durchgeführt, die die Daten und Erkenntnisse der Vorgängererhebung im Jahre 2002 aktualisierte. Es ist beabsichtigt, im Jahr 2024 eine neue Fahrleistungserhebung durchzuführen.

Das Kraftfahrt-Bundesamt weist seit 2013 die Fahrleistungen für die in Deutschland zugelassenen Kraftfahrzeuge aus. Die wesentliche Datengrundlage sind die durch die Prüfstellen übermitteln Tachostände, die im Rahmen der Hauptuntersuchungen (HU) erfasst werden. Diese Tachostandsangaben stellen aufgrund des mehrjährigen Prüfrhythmus der Fahrzeuge für das jeweilige Berichtsjahr der Fahrleistungen eine Stichprobe dar. Daher erfolgt unter Einbeziehung andere Datenquellen für die nicht erfassten Fahrzeuge - z.B. für Neuwagen vor dem ersten Prüftermin - eine Schätzung und darauf aufbauend eine Hochrechnung der Ergebnisse.

Ab dem Berichtsjahr 2018 werden die Tachostandsangaben zu den jeweiligen Prüfterminen dauerhaft im Zentralen Fahrzeugregister gespeichert. Damit ergeben sich neue Möglichkeiten zur Qualitätssicherung und Hochrechnungen der Fahrleistungen. Hierzu wird im KBA an einem alternativen Verfahren auf Grundlage der Tachodifferenz zwischen zwei HU-Terminen gearbeitet.

Daten über die Verkehrsstärken (Anzahl Kraftfahrzeuge je Zeiteinheit) auf den Straßen werden für die Berechnung der Jahresfahrleistungen und der durchschnittlichen täglichen Verkehrsstärken (DTV) benötigt. Sie sind eine elementare Grundlage für verkehrsplanerische, verkehrstechnische und bautechnische Entscheidungen und Maßnahmen. Daher werden auf Bundesautobahnen und außerörtlichen Bundesstraßen ständig alle Kraftfahrzeuge an automatischen Zählstellen durch die Bundesländer gezählt und an die BASt quartalsweise übermittelt. Gegenwärtig gibt es 718 automatische Zählstellen auf Bundesautobahnen und 774 automatische Zählstellen auf Bundesstraßen. Bei der Zählung werden insgesamt bis zu neun Fahrzeugarten unterschieden. Ergänzt werden diese permanenten automatischen Zählungen durch manuelle Zählungen alle fünf Jahre.

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Alle diese genannten Erhebungen stellen wichtige Eckwerte für die Verkehrspolitik und -planung bereit. Unter Abwägung der Kosten und der Belastung der Befragten lässt sich in diesen kontinuierlichen oder wiederkehrenden, bundesweiten Untersuchungen nicht jede Fragestellung vertiefen. Für ganz aktuelle und spezifische Problemstellungen werden daher weitere Forschungsprojekte vergeben.

Weitergehende Informationen und ausgewählte Publikationen zu den genannten Erhebungen finden Sie auf dieser Homepage des BMDV. Die Daten, Ergebnisse und Berichte der im Auftrag des BMDV durchgeführten Erhebungen MOP, MiD und KiD können über die sog. „Clearingstelle Verkehr“ bezogen werden, die am DLR Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt – Institut für Verkehrsforschung in Berlin angesiedelt ist.