
Quelle: BMDV
Ergebnisse der MiD 2023 liegen vor: Weniger Autoverkehr als 2017 – Renaissance des Fußverkehrs
Der Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) Hartmut Höppner hat am 25.03.2025 in Berlin gemeinsam mit Studienautor Robert Follmer von infas die ersten Ergebnisse der neu aufgelegten Studie „Mobilität in Deutschland 2023 (MiD)“ vorgestellt. Zwischen Mai 2023 und Juni 2024 wurden dafür über 218.000 Haushalte und rund 420.000 Personen in ganz Deutschland zu ihrem Mobilitätsverhalten befragt.
Neue Positionsbestimmung und zentrale Planungsgrundlage
Die Ergebnisse bilden sowohl national als auch regional eine zentrale Grundlage für die Verkehrsplanung. Sie sollen Politik und Verwaltung bei verkehrspolitischen Entscheidungen unterstützen.
Hartmut Höppner, Staatssekretär im BMDV:
Wir wollen Mobilitätsangebote, die sich an den Bedürfnissen und Wünschen unserer Bürgerinnen und Bürger orientieren. Das geht nur, wenn wir das Mobilitätsverhalten und die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen im Alltag besser verstehen. Die umfangreichen Daten der neuen MiD helfen uns dabei. Die MiD ist nicht nur eine elementare Datengrundlage für Wissenschaft und Forschung sondern auch eine wichtige Entscheidungshilfe auf dem Weg in eine attraktive, klimafreundliche Mobilität der Zukunft.
Die MiD 2023 stellt die erste bundesweit repräsentative Positionsbestimmung zur Alltagsmobilität in Deutschland nach den außergewöhnlich dynamischen, teils von Brüchen geprägten letzten Jahren dar:
- nach Verabschiedung der Klimaschutzgesetze und den damit verbundenen ambitionierten Zielen für eine Mobilität der Zukunft,
- nach der Corona-Pandemie, in der der öffentliche Verkehr gemieden wurde und die Fahrgastzahlen einbrachen,
- nach der durch den russischen Angriffskrieg beschleunigten Energiewende und den Impulsen für eine beschleunigte Antriebswende sowie
- nach Einführung des Deutschland-Tickets.
Zentrale Ergebnisse
Der Verkehr liegt im Befragungszeitraum 2023/2024 niedriger als zum Zeitpunkt der Vorgängerstudie im Jahr 2017. Aktuell werden von der Bevölkerung in Deutschland täglich bundesweit rd. 250 Mio. Wege (-3 Prozent) und 3.000 Mio. Kilometer Wegstrecke (-7 Prozent) zurückgelegt. Ausschlaggebend hierfür ist der Rückgang des motorisierten Individualverkehrs (MIV) (siehe Abbildung).

Quelle: BMDV
In der Folge zeigt auch die Entwicklung der Verkehrsmittelanteile an den zurückgelegten Wegen (der sogenannte Modal-Split) einen leichten Bedeutungsrückgang beim MIV und leichte Steigerungen beim Wegeanteil des öffentlichen Verkehrs (10 % der Wege in 2017 auf 11 % in 2023) sowie Stabilität im Radverkehr (11 %). Der Fußverkehr erlebt eine Renaissance und hat die höchsten Zuwächse (22 % in 2017 auf 26 % in 2023) – die Zu- und Abwege zu anderen Verkehrsmitteln sind hier nicht eingerechnet. Der Anteil der Wege, die als Fahrer hinter dem Lenkrad zurückgelegt werden, liegt bei 40 %. Die Mitfahrt im MIV erreicht 13 %. 2017 lagen diese Anteile des motorisierten Individualverkehrs noch höher. Auto & Co. behalten aufgrund ihres hohen Wegeanteils dennoch eine dominante Bedeutung. Noch deutlicher wird dies bei der zurückgelegten Wegstrecke: Bürgerinnen und Bürger in Deutschland legen knapp drei Viertel aller Kilometer hiermit zurück. Im ländlichen Raum bleibt das Auto für nahezu alle Verkehrsteilnehmer unverzichtbar. Mehr als 60 Prozent der Wege entfallen auf den MIV.

Quelle: BMDV
In Städten hingegen nimmt die Nutzung von Fahrrädern und Fußwegen zu, während die Dominanz des Autos abnimmt. 31 Prozent der Wege legen die Bewohner der großen Metropolen zu Fuß zurück – fast so viele wie mit dem MIV (33 Prozent). Das Fahrrad erreicht in den Metropolen einen Wegeanteil von 15 Prozent, Bus und Bahn von 21 Prozent.
Der Radverkehr profitiert außerdem von einer immer größeren Zahl an elektrisch unterstützten Rädern (Pedelecs). Deren Anteil hat zugenommen und macht bundesweit mittlerweile ein Drittel der Fahrrad-Kilometer aus. Die Fahrradflotte wächst von 75 Mio. Rädern in 2017 auf 80 Mio. Räder in 2023, davon mittlerweile ein Viertel mit Elektromotor.
Gleichzeitig hat das 2023 von Bund und Ländern eingeführte Deutschlandticket den öffentlichen Nahverkehr wesentlich dabei unterstützt, seine coronabedingten Nachfrageeinbußen zu überwinden. Die MiD 2023 zeigt die Beliebtheit des Deutschland-Tickets, dessen Einführung die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel deutlich erhöht hat. In den Metropolen nutzen 40 Prozent, in den ländlichen Räumen immerhin noch ein Viertel der zumindest gelegentlichen ÖPNV-Nutzer das Deutschlandticket. Diese positiven Auswirkungen bestätigen die Bedeutung des Deutschlandtickets für eine nachhaltigere und effizientere Mobilität in Deutschland.
Zur MiD
Die Studie „Mobilität in Deutschland (MiD)“ basiert auf einer bundesweiten Befragung von Haushalten zu ihrem alltäglichen Verkehrsverhalten im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV). Sie wurde bereits in den Jahren 2002, 2008 und 2017 erhoben. Mehr als 60 regionale Partner haben sich beteiligt. Für die MiD 2023 wurden bundesweit über 218.000 Haushalte und rund 420.000 Personen befragt. Die Auswahl erfolgte nach einem Zufallsverfahren überwiegend auf Basis der Einwohnermelderegister. Den ersten Schritt bildete ein Haushaltsinterview, um Angaben zur Zusammensetzung der befragten Haushalte zu erhalten. Danach wurden alle Haushaltsmitglieder gebeten, an je einem zufällig vorgegebenen Berichtstag ihre Wege zu erfassen. Zusätzlich liefert die Befragung Ergebnisse zur Ausstattung mit Verkehrsmitteln, Akzeptanz neuer Mobilitätsangebote, der Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger mit den verfügbaren Verkehrsmitteln, der Wirkung des Deutschlandtickets und zum Zugang zu diesen Angeboten sowie dem Home-Office. Ebenso bietet sie Ergebnisse zum Reiseverkehr.
Die vom BMDV initiierte Studie unterliegt den strengen Datenschutzbestimmungen für Umfrageforschung. Die Teilnahme war freiwillig und die Angaben der Befragten werden ausschließlich anonymisiert genutzt. Die Datensätze werden für wissenschaftliche und öffentliche Anwendungen zur Verfügung stehen. Bereits verfügbar ist ein etwa 40-seitiger Kurzreport. Er steht unter www.mobilitaet-in-deutschland.de zur Verfügung. Weitere Ergebnisprodukte werden sukzessive veröffentlicht.
Projektpartner
infas führt die Studie wie bereits 2017 gemeinsam mit weiteren Partnern durch. Dies sind das Institut für Verkehrsforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR), die IVT Research GmbH und infas 360 GmbH.