
Quelle: Adobe Stock / wellphoto
Für das Jahr 2023 wurden in Deutschland rund 2.519.525 Verkehrsunfälle und insgesamt 2.839 Verkehrstote registriert. Mehr als zwei Drittel aller Unfälle ereigneten sich 2023 innerorts, wobei zumeist Radfahrende und zu Fuß Gehende zu Schaden kamen. Um die unterschiedlichen Personengruppen im Straßenverkehr künftig noch besser zu schützen, fördert das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND unterschiedliche Vorhaben, die die Sicherheit des Straßenverkehrs gezielt verbessern sollen.
Auch wenn die Zahl der Verkehrstoten und Schwerverletzten auf Deutschlands Straßen in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zurückgegangen ist, zeigen detailliertere Auswertungen, dass die Zahl der ums Leben gekommenen Fußgängerinnen und Fußgänger zuletzt wieder leicht angestiegen ist. Auch die Zahl der Verletzten hat sich 2023 im Vergleich zum Vorjahr erhöht: Während 2020 rund 264.500 Personen bei Straßenverkehrsunfällen zu Schaden kamen, lag die Zahl für das Jahr 2023 bei mehr als 291.800 Verletzten – und damit mehr als das Hundertfache höher als die Zahl der Todesopfer.
Die Unfallbeteiligten im inner- und außerstädtischen Verkehr unterscheiden sich: Während bei Verkehrsunfällen außerhalb von Ortschaften und auf Autobahnen die Verletzten vor allem in Autos oder auf Motorrädern sitzen, kommen innerhalb von Ortschaften – wo sich aktuell etwa 70 Prozent aller registrierten Unfälle ereignen – zumeist Radfahrende sowie Fußgängerinnen und Fußgänger zu Schaden. So waren 66 Prozent der Personen, die 2023 innerorts bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen sind, zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs.
Im Rahmen der „Vision Zero“ verfolgt das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) das Ziel, die Zahl der Verkehrstoten im Straßenverkehr bis 2030 um 40 Prozent zu senken – und die Zahl der Schwerverletzten bei Unfällen erheblich zu reduzieren. Rund 15,4 Millionen Euro jährlich stellt das BMDV zur Prävention von Verkehrsunfällen zur Verfügung.

Quelle: Statistisches Bundesamt (2023)
Um nicht zuletzt auch die besonders vulnerablen Personengruppen besser schützen zu können, werden mit dem mFUND auch Projekte gefördert, bei der die jeweilige Ortslage gezielt berücksichtigt wird. So hat sich beispielsweise das mFUND-Projekt „COLLISION ZERO“ zum Ziel gesetzt, die Anzahl der innerstädtischen Verkehrsunfälle deutlich zu reduzieren. Adressaten des Projekts sind insbesondere Kinder und Jugendliche, die im innerstädtischen Verkehr als besonders stark gefährdet gelten.
Verkehrserziehung mittels Virtual Reality
Mithilfe innovativer Lerntechnologien will COLLISION ZERO vor allem junge Menschen für die Gefahren im Straßenverkehr sensibilisieren und die Verkehrserziehung verbessern. Hierzu wertete das interdisziplinäre Team zunächst zahlreiche Daten realer Unfallorte und Unfallhergänge aus. Anschließend wurden die drei häufigsten Situationen mit Beteiligung von Kindern und Jugendlichen als 3D-Situation animiert. Auf Basis dieser virtuellen, dreidimensionalen Nachbildungen sollen junge Verkehrsteilnehmende künftig – auch mithilfe von Virtual-Reality-Technologie (VR) – Gefahrensituationen besser nacherleben, verschiedene Perspektiven einnehmen und sich so in die unterschiedlichen Sichtverhältnisse der Unfallbeteiligten hineinversetzen können.
Ziel des Antizipativtrainings ist es, Kinder und Jugendlich stärker auf die vielfältigen Gefahrensituationen im Straßenverkehr aufmerksam zu machen und dadurch ihr Verkehrsverhalten zu verbessern. Ergänzend dazu soll in dem Projekt ein Algorithmus entwickelt werden, der Gefahrenstellen und Unfallschwerpunkte an Kreuzungen und Schulen identifizieren und bewerten kann.

Quelle: Christin Scholz / Fraunhofer IVI
Selbst, wenn sie sich korrekt verhalten, sind Kinder und Jugendliche im Straßenverkehr besonders gefährdet. Daher entwickeln wir im Projekt COLLISION ZERO innovative Lerntechnologien, mit denen wir junge Menschen für die Gefahren im Straßenverkehr sensibilisieren. Unsere Virtual Reality-Anwendung ermöglicht ein gefahrloses Experimentieren mit echten Unfallszenarien.
Verkehrspsychologin Nora Strauzenberg ist beim Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI in Dresden zuständig für Fahrzeug und Verkehrssicherheit.
„KISStra“, ein weiteres mFUND-Projekt, widmet sich hingegen der Verkehrssicherheit auf deutschen Autobahnen und Fernstraßen. Konkret orientiert sich das Vorhaben dabei an der EU-Richtlinie 2019/1936, die eine systematische Bewertung der Straßenverkehrsinfrastruktur aller europäischen Autobahnen und Fernstraßen vorsieht. Hauptaugenmerk gilt dabei dem Ziel, diejenigen Straßennetzabschnitte auf Autobahnen und Fernstraßen systematisch zu identifizieren, die einer eingehenderen Sicherheitsüberprüfung unterzogen werden müssen.
Eine der zentralen Herausforderungen für das KISStra-Team bestand u.a. darin, die Daten zur Verkehrsinfrastruktur und zur Gesamtheit der Unfälle systematisch zu erfassen. Dafür entwickelte das Team eine auf künstlicher Intelligenz (KI) basierende Methodik, die sicherheitsrelevante Indikatoren auf Bildern des Straßenraums automatisch erkennen, erfassen und bereitstellen kann. Zu diesen sicherheitsrelevanten Indikatoren zählen beispielsweise Verkehrszeichen und Fahrbahnmarkierung sowie Linienführung und Haltesichtweite. Ergänzend dazu wurden Regeln formuliert, anhand derer die trainierte KI mögliche Sicherheitsdefizite automatisch erkennen kann. Als Trainingsdaten nutzten die KISStra-Forschenden vorhandene Strecken- und Fahrbahnoberflächenbilder, die die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) alle vier Jahre im Rahmen ihrer Zustandserfassung und -bewertung (ZEB) erstellt.
Das langfristige Ziel des Vorhabens ist ein automatisiertes Monitoring der Straßenverkehrsinfrastruktur durch Standardisierung und Weiterentwicklung der KI-gestützten Aus- und Bewertungsmethoden.
KISStra – KI-basiertes Indikatorgestütztes Sicherheitsmanagement für die StraßenverkehrsinfrastrukturUm die Verkehrssicherheit auf Autobahnen und Landstraßen zu erhöhen, müssen Daten zur Verkehrsinfrastruktur und zum Unfallgeschehen systematisch erfasst und analysiert werden. Im Rahmen des mFUND-Projekts KISStra wurden die Möglichkeiten des Einsatzes von künstlicher Intelligenz zur Erkennung von verkehrlichen Defiziten und proaktiven Bewertung der Verkehrssicherheit erprobt – und an einem Straßennetz pilothaft angewendet. Projektlaufzeit: 01/2021–12/2022 |
Neben den Projekten COLLISION ZERO und KISStra gibt es zahlreiche weitere Vorhaben und Programme, mit denen das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen will. Hierzu zählt u.a. auch das Verkehrssicherheitsprogramm der Bundesregierung 2021 bis 2023, mit dem die Potenziale des automatisierten, autonomen und vernetzten Fahrens gehoben, die Akzeptanz von Fahrerassistenzsysteme erhöht und die Entflechtung der Verkehre von Auto- und Radfahrenden vorangetrieben werden soll.
All diese Maßnahmen zahlen letztlich in die „Vision Zero“ ein – und helfen, die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland in Richtung null zu senken.
Mehr Informationen zum Thema Sicherheit in der Mobilität
- Verkehrssicherheitsprogramm der Bundesregierung 2021 bis 2030, BMVI (2021)
- Bericht der Bundesregierung über Maßnahmen auf dem Gebiet der Unfallverhütung im Straßenverkehr 2020 und 2021 (Unfallverhütungsbericht 2020/2021), BMVI (2022)
- EU-Richtlinie 2019/1936 „Sicherheitsmanagement für die Straßenverkehrsinfrastruktur“, EU-Kommission (2019)