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Dennis Nenno (zweiter von links) und Florian Grünwald erhalten ihre Urkunde von Jurymitglied Dr. Frederike Fritzsche und Rudolf Boll aus dem BMDV (rechts).

Quelle: BMDV

Menschen mit Behinderungen das Reisen erleichtern: MobiQuick ist mit seiner Software eines der Gewinnerteams beim DataRun 2023. Der Chatbot antwortet auf Fragen nach funktionierenden Aufzügen an Bahnhöfen oder der nächsten behindertengerechten Toilette und macht so Menschen mobiler.

Schnell mit der Straßenbahn zum Berliner Hauptbahnhof, die Treppen zum richtigen Gleis hoch und in den ICE nach Hamburg – für die meisten Menschen in Deutschland ist es einfach, von einem Ort zum anderen zu kommen. Nicht so für Menschen mit Behinderungen und viele Seniorinnen und Senioren. Kopfsteinpflaster und Treppenabsätze in Städten stellen Barrieren dar, kaputte Aufzüge in Bahnhöfen werden zur unüberwindbaren Hürde. So kann es vorkommen, dass Rollstuhlfahrende ihre Reise gleich zu Beginn abbrechen müssen, weil sie gar nicht erst in den Bahnhof kommen.

Für Softwareentwickler Florian Grünwald und Dennis Nenno war die Mobilität von Menschen mit Behinderungen die Herausforderung, der sie sich beim DataRun 2023 stellten. Ihre Lösung ist ein Chatbot, der auf Anfrage tagesaktuelle Informationen zu Störungen an den gewünschten Bahnhöfen in leichter Sprache liefert. Erreichbar ist dieser derzeit über den Kurznachrichtendienst Telegram.

Daten liegen längst vor – und werden nun besser verständlich aufbereitet

Grundlage für den Bot ist eine Programmierschnittstelle der Deutschen Bahn. Über diese stellt das Unternehmen Daten von Bahnhöfen in ganz Deutschland zur Verfügung. „Nachdem die Frage eingegangen ist, holt sich unser Bot die Informationen und liefert sie einfach aufbereitet an die Fragenden aus“, sagt Grünwald. „Die Daten gibt es schon länger, aber sie sind für Menschen ohne technisches Knowhow nicht so einfach zugänglich.“ MobiQuick mit seinem Chatbot soll genau diesen Service bieten.

Neben den Informationen zu den technischen Daten bietet der Chatbot noch eine zweite Funktion: Er kann mit dem aktuellen Standort und der Frage gefüttert werden, wo sich die nächste Toilette befindet – und liefert sofort den Standort mit Bildern der Ausstattung.

Für Menschen im Rollstuhl sind Mobilitätsdaten besonders wichtig

Der DataRun in Hamburg ermöglichte den beiden den direkten Austausch mit einer Rollstuhlfahrerin. „Im Gespräch wurde deutlich, wie viele Details für die Zielgruppe beim Thema Mobilität und Reisen wichtig sind, zum Beispiel die Breite von Türen, Aufzügen oder Toiletten, da Rollstühle unterschiedlich groß sind.“ Um auch diese Informationen zu liefern, bedient sich der MobiQuick-Prototyp weiterer Quellen. Die wichtigste davon ist die Wheelmap der Organisation Sozialheld*innen.

Grünwald und Nenno haben sich Barrierefreiheit als Thema für den Hamburger Hackathon ausgesucht, weil es inhaltlich gut zu ihrem Hauptprojekt passt. Softwareentwickler Grünwald ist Gründer des Startups GeoSci. Dessen Produkt ist eine Schnittstelle, die Immobilienprofile mit Informationen zu Umgebung, Lebensqualität und Freizeitangeboten anreichert – mit dem Ziel, Menschen zu helfen, die richtige Wohnlage zu finden. Unternehmen können diese Daten kostenlos nutzen und zum Beispiel in Immobilienexposés integrieren. „In Zukunft wollen wir auch berücksichtigen, wie barrierefrei eine Nachbarschaft ist, weshalb wir diesen Bereich besonders spannend für den Hackathon fanden“, sagt Grünwald.

MobiQuick-Team möchte um weitere Mitglieder wachsen

Um weiter am Projekt arbeiten und den Prototyp als App anbieten zu können, will sich das MobiQuick-Team um Fördermittel aus dem mFund bewerben, um damit unter anderem das Team zu vergrößern. „GeoSci nimmt einen Großteil meiner Zeit in Anspruch und Dennis ist eigentlich in Vollzeit in einem Unternehmen beschäftigt“, sagt Grünwald. „Um diese wichtigen Themen voranzutreiben, wollen wir Leute einstellen.“

Für die Zukunft wünscht sich Grünwald, dass er mit MobiQuick und der Idee dahinter nicht nur Barrierefreiheit, sondern die Gesellschaft insgesamt beeinflussen kann. „Wir arbeiten heute in einer unvollkommenen Welt und versuchen, so gut es geht, das Reisen für Menschen im Rollstuhl zu erleichtern“, sagt er und hofft, durch den Einsatz des Chatbots und das Feedback langfristig Barrieren in der Breite noch deutlicher aufzeigen zu können. So könne ein Anstoß gegeben werden, der Deutschland zu einer flächendeckenden inklusiven Mobilität führt. „Mein Wunsch für die Zukunft: Dass MobiQuick seine Daseinsberechtigung verliert, weil es für das Reisen einfach völlig egal ist, ob jemand im Rollstuhl sitzt oder nicht.“

Mehr Informationen zu den Fördermöglichkeiten im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND finden Sie unter www.mfund.de.